Westend Kiez: Die Kazmair-Allee wird wieder zur Straße – und nun?
Die zehn Pflaumenblättrigen Weißdornbäume in der Kazmaier-Allee wurden Ende Oktober vom Baureferats-Gartenbau in München entfernt. Nach vielen Wochen der Begrünung ist die Kazmair-Allee nun wieder eine graue Straße.
Warum es die Kazmair-Allee 2023 gab
Die „Kazmair-Allee“ war das dritte Teilprojekt des „Westend Kiezes“. Auf dem Weg zum verkehrsberuhigten Quartier haben wir 2021 eine „Grüne Insel“ in der Parkstraße und 2022 mit dem „Sommerexperiment Schießstättstraße“ die Umwandlung von 40 Schrägparkplätzen in Grün- und Freiflächen sowie alternative Mobilitätsangebote in der Schießstättstraße umgesetzt. Mit verkehrsberuhigten Quartieren, vergleichbar mit den Superblocks in Barcelona, können Lärm und Luftschadstoffe reduziert, die Verkehrssicherheit insbesondere für Kinder erhöht und Raum für Klimaanpassungsmaßnahmen gewonnen werden.
ie Kazmair-Allee widmete sich vorrangig den Klimaanpassungsmaßnahmen im Rahmen der Umgestaltung des Straßenraums. Wir wollten zeigen, wie sich Stadtbäume auf das Erscheinungsbild und die Temperaturen im Straßenraum auswirken.
Highlights in der Kazmair-Allee:
Gieß-Gaudi: Die Gießaktionen mit den Nachbar*innen waren in der Alleen-Zeit ein wöchentliches Ritual, denn jeder Baum brauchte 100 Liter am Tag in diesem heißen und regenarmen Sommer.
Vielen Dank an Haus Nr. 41, dort konnten wir das Wasser anzapfen. Unterstützt wurden wir auch von zwei Kindergärten, einem Restaurant, einem Friseur und einem Mitglied des Bezirksausschuss 08.
Baureferat Gartenbau: Zu unserer Freude stellte uns das Baureferat Gartenbau zehn Bäume zur Verfügung, sorgte für den Aufbau und holte sie auch wieder samt Töpfen ab.
Florian Hochstätter, Hauptabteilungsleiter des Baureferats-Gartenbau in München, hat das Projekt von Anfang an sehr unterstützt. Hier ein Gespräch mit Florian Hochstätter über die grüne Zukunft in München.
Spielstraße und Alleenfest: In Kooperation mit dem Verein Spiellandschaft Stadt wurden an zwei Sonntagen zwei Spielaktionen durchgeführt. Die Kinder spielten, schlängelten sich mit Rutschautos oder Laufrädern durch einen Parcours oder bemalten die Fahrbahn für Hüpf- und Fangspiele.
Die zweiten Spielstraße wurde erweitert zum „Alleefest“ bei dem Musiker aus dem Westend ein kleines Konzert gaben. Die Kombination aus spielenden Kindern und Musik schaffte eine sehr friedliche und positive Atmosphäre.
Wissens- und Infobaum: Zu unseren 10 Bäumen gab es zusätzlich einen “Wissensbaum“, um Fragen zu den Themen Klimaschutz, CO2-Emissionen und Wirkung von Bäumen in der Stadt zu beantworten und einen Informationsbaum, der über Aktionen oder Veranstaltungen informierte.
Ergänzend zu unseren Informationen, entwickelten Studierende der Hochschule München in diesem Jahr eine kleine Broschüre zum Thema „Wie du Teil der Baumpflanzaktion in München wirst“.
Blumengeschenk-Aktion: Um die zehn Bäumen in den Trögen haben wir eine kleine Insekteninsel geschaffen und diese mit bienenfreundlichen Blumen und Kräutern bepflanzt. Am Ende des Projekts konnten wir mit unserer Blumen-Verschenk-Aktion noch viel Freude in die Nachbarschaft bringen.
Mobilitätskongress: Wir waren am 25. Juli 2023 mit der Kazmair-Allee zusammen mit acht weiteren Projekten zur Auftaktveranstaltung für bürgerschaftliche Projekte, die im Rahmen des Mobilitätskongresses die Verkehrswende erlebbar machen.
Zusammenarbeit: Vielen Dank für die gute Kooperation mit dem Mobilitätreferat und der Polizei.
Was sonst noch geschah und wie es weitergeht:
(M)unterwegs: Damit der Mobilitätskongress 2023 und die geförderten Projekte ein echtes Zeichen für zukunftsweisende Mobilität in München werden, haben wir uns zur Aktionsgruppe (M)unterwegs zusammengeschlossen. Und wir hoffen, dass die Projekte nicht nur Experimente bleiben.
Wissenschaftliche Begleitung: Das Institut für Empirischen Kulturwissenschaften und Europäische Ethnologie hat uns mit einer Befragungsaktion begleitet. Über einen Online-Fragebogen oder Druckexemplare vor Ort konnten die Anwohner*innen das Projekt beurteilen und Kommentare dazu abgeben. Zusätzlich gab es persönliche Interviews vor Ort. Das Ergebnis der Untersuchung wird Mitte Dezember 2023 vorliegen.
Antrag zur Verstetigung: Der Bezirksausschuss 08 Schwanthalerhöhe bittet Ende Sommer „die Stadtverwaltung, die temporären Baumstandorte des Sommerprojektes Kazmairallee, wo möglich, zu entsiegeln und in dauerhafte Baumstandorte umzuwandeln“. Vielen Dank an die Antragsteller*innen. Wir sind gespannt auf das Ergebnis.
Das Fazit der Projektleitung
„Unsere Erfahrungen zeigen, dass das Westend als Ort für Veränderungen im Verkehrsbereich gut geeignet ist. Es gibt Initiativen, die sich für mehr Grün einsetzen, viele Familien, die sich mehr Verkehrssicherheit für Kinder wünschen und den BA08, der Experimente unterstützt.
Das Ziel unserer Experimente war, ein Areal in ein verkehrsberuhigtes Quartier, einen Superblock, umzuwandeln. Wesentliche Elemente dafür sind die Reduzierung des Durchgangsverkehrs und die Umwandlung von Parkplatzflächen für andere Nutzungsarten.
Der Verlust von Parkplätzen wird weniger schmerzlich empfunden, wenn dafür Bäume gepflanzt oder Kreuzungen übersichtlicher gestaltet werden. Letzteres gilt vor allem dann, wenn es mit einer damit verbundenen höheren Verkehrssicherheit für Kinder begründet wird. Mit „temporären Spielstraßen“ lässt sich unkompliziert zeigen, wie lebenswert ein Umfeld mit weniger Straßenverkehr wäre.
Wir freuen uns, dass ein Element aus dem Schießstättstraßen-Experiment – alternative Mobilitätsangebote – im Rahmen eines neu installierten Mobilitätspunktes in der Schießstättstraße verstetigt werden soll. Die Nachhaltigkeit und Verstetigung der Maßnahmen war ein wichtiger Bestandteil unserer Experimente“, fasst Projektleiterin und Initiatorin des Projektes Westend Kiez Sylvia Hladky zusammen.
Wir wünschen uns, dass die Bäume in der Kazmairstraße so schnell wie möglich fest gepflanzt werden und dass der Umbau des Westends zu einem Superblock in einem überschaubaren Zeitraum erfolgt.
Die MIN dankt Sylvia Hladky für ihnen unermüdlichen Einsatz für eine Verkehrswende in München und allen Helfer*innen.