* Die MIN (Münchner Initiative Nachhaltigkeit) setzt sich in Minga (München auf bairisch) für die von der UN beschlossenen 17 Nachhaltigkeitsziele ein, die sogenannte Agenda 2030. Du auch?
Die 17 SDGs sind die globalen Ziele der UN für eine nachhaltige Entwicklung. Sie wurden 2015 als Kernstück der „Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ verabschiedet und von allen UN-Mitgliedstaaten unterzeichnet. Auch die Stadt München bekennt sich zur Agenda und muss umgehend Veränderungen einleiten.
Die Münchner Initiative Nachhaltigkeit – kurz MIN – ist ein Bündnis aus vielen zivilgesellschaftlichen Organisationen, die sich in München für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele einsetzen. Mit vereinten Kräften und einer starken Stimme zeigen wir, wie ein nachhaltiges München aussehen könnte und welche Veränderungen hierfür benötigt werden.
Wie nachhaltig ist München? – Eine Zwischenbilanz
Fünf Jahre nach unserem Nachhaltigkeitskongress haben wir im April 2024 gemeinsam mit unseren fast 60 Bündnispartner*innen eine Einschätzung über die Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele in der Landeshauptstadt München erarbeitet.
Für jedes der 17 SDGs haben wir eine fokussierte Bilanz gezogen und Herausforderungen benannt. Basis dieses Papiers sind die subjektiven Einschätzungen des Koordinierungskreises und der Vertreter*innen der Bündnispartner der MIN.
Hier geht es zum Positionspapier „Wie nachhaltig ist München?“.
Aus unserer Sicht fehlt es grundsätzlich an einer strukturierten und systematischen nachhaltigen Ausrichtung der Stadt unter dem Dach einer Nachhaltigkeitsstrategie. Für deren Gestaltung Umsetzung bedarf es aus unserer Sicht eines kooperativen Prozesses, der die Stadtgesellschaft mit einbezieht. Wir wünschen uns mehr Tempo und mehr Wirksamkeit für ein nachhaltiges und lebenswertes München.
Ein nachhaltiges München gestalten können wir nur zusammen.
Der (SDG-)Tisch ist gedeckt!**
Wir „servieren“ die 17 Sustainable Development Goals – die SDGs – die globalen Ziele der UN für eine nachhaltige Entwicklung. Jedes der Ziele wird durch ein „Gericht“ symbolisch dargestellt.
Hier kannst Du nachlesen, worum es in jedem Ziel genau geht, wie es um die SDGs in München steht und was du selbst tun kannst, um die Welt ein klein wenig nachhaltiger zu machen.
SDG 1 – Keine Armut
Weitere Infos zum SDG 1 auf https://unric.org/de/17ziele/sdg-1/
Die gesamte Agenda 2030 mit einer Liste aller 17 Ziele und über hundert Unterziele ist hier zu finden: https://www.un.org/Depts/german/gv-70/band1/ar70001.pdf
Unterziele von SDG 1:
Ziel 1. Armut in allen ihren Formen und überall beenden
1.1 Bis 2030 die extreme Armut – gegenwärtig definiert als der Anteil der Menschen, die
mit weniger als 1,25 US-Dollar pro Tag auskommen müssen – für alle Menschen überall auf
der Welt beseitigen
1.2 Bis 2030 den Anteil der Männer, Frauen und Kinder jeden Alters, die in Armut in all
ihren Dimensionen nach der jeweiligen nationalen Definition leben, mindestens um die
Hälfte senken
1.3 Den nationalen Gegebenheiten entsprechende Sozialschutzsysteme und -maßnahmen
für alle umsetzen, einschließlich eines Basisschutzes, und bis 2030 eine breite Versorgung
der Armen und Schwachen erreichen
1.4 Bis 2030 sicherstellen, dass alle Männer und Frauen, insbesondere die Armen und
Schwachen, die gleichen Rechte auf wirtschaftliche Ressourcen sowie Zugang zu grundle-
genden Diensten, Grundeigentum und Verfügungsgewalt über Grund und Boden und sons-
tigen Vermögensformen, Erbschaften, natürlichen Ressourcen, geeigneten neuen Technolo-
gien und Finanzdienstleistungen einschließlich Mikrofinanzierung haben
1.5 Bis 2030 die Widerstandsfähigkeit der Armen und der Menschen in prekären Situati-
onen erhöhen und ihre Exposition und Anfälligkeit gegenüber klimabedingten Extremereig-
nissen und anderen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Schocks und Katastrophen
verringern
1.a Eine erhebliche Mobilisierung von Ressourcen aus einer Vielzahl von Quellen ge-
währleisten, einschließlich durch verbesserte Entwicklungszusammenarbeit, um den Ent-
wicklungsländern und insbesondere den am wenigsten entwickelten Ländern ausreichende
und berechenbare Mittel für die Umsetzung von Programmen und Politiken zur Beendigung
der Armut in all ihren Dimensionen bereitzustellen
1.b Auf nationaler, regionaler und internationaler Ebene solide politische Rahmen auf der
Grundlage armutsorientierter und geschlechtersensibler Entwicklungsstrategien schaffen,
um beschleunigte Investitionen in Maßnahmen zur Beseitigung der Armut zu unterstützen
München ist eine wohlhabende Stadt – trotzdem ist seit 2017 bis heute der Anteil der von Einkommensarmut betroffenen Menschen auf einem ähnlichen Niveau geblieben. Wie viele Menschen sind in München von Einkommensarmut betroffen?
Rund 1/6 der in München lebenden Personen liegt unter der Armutsschwelle. Hierbei sind Alleinerziehende, Familien mit drei oder mehreren Kindern, Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen besonders betroffen.
Z. B. gilt Ein-Person-Haushalt im Jahr 2021 in München dann als armutsgefährdet, wenn er unter eine Einkommensschwelle von 1.540 € fällt. Fallen Studierende, Alleinerziehende, Senioren oder andere Personen, die Du kennst unter diese Schwelle?
Hinzu kommt, dass Einkommen und Vermögen in München ungleicher verteilt sind als in Bayern und Deutschland.
Münchner Armutsbericht – Landeshauptstadt München (muenchen.de)
TU DUs – Was du tun kannst
Informiere Dich im Internet, wie viel Geld Dir im Vergleich zur Weltbevölkerung zur Verfügung steht. Hierzu kannst Du Dich z. B. bei der World Bank informieren.
SDG 2 – Kein Hunger
Weitere Infos zum SDG 2 auf https://unric.org/de/17ziele/sdg-2
Wie viel an Lebensmitteln werden in München täglich weggeworfen?
In München werden täglich 168 t an Lebensmitteln weggeworfen, von denen 60 t noch genießbar wäre – das ist eine riesige Verschwendung.
Zum Glück werden bei der Münchner Tafel wöchentlich 23.000 bedürftige Gäst*innen, die sich in einer existenzgefährdenden Notlage befinden, mit Essen versorgt.
An der Münchner Tafel werden täglich 130 t gespendeten Lebensmitteln ausgegeben, Foodsharing München rettet täglich 700 kg Lebensmittel.
www.foodsharing-muenchen.de
www.muenchner-tafel.de
Tu Dus – Was du tun kannst
SDG 3 – Gesundheit und Wohlergehen
Weitere Infos zum SDG 3 auf https://unric.org/de/17ziele/sdg-3
Die Hitzetage in München steigen rasant – das ist gefährlich für unsere Gesundheit. Aber Begrünung kann helfen. Für wie viel Abkühlung kann ein einziger Baum in der Stadt sorgen?
An einem Sonnentag kann ein einziger Baum mehrere 100 Liter Wasser transpirieren und seine Umgebung mit 70 Kilowattstunden pro 100 Liter kühlen, das entspricht der Leistung von zwei 24 Stunden lang laufenden Klimaanlagen.
Bäume und Begrünung sind eine der wichtigsten Klimanpassungsmaßnahmen in der Stadt. Und das ist wichtig für unsere Gesundheit. Denn es wird immer heißer in München.
Die Anzahl der Hitzetage über 30°C steigt. Während es zwischen 1960 und 1990 im Durchschnitt nur 4,8 Hitzetage pro Jahr gab waren es zwischen 1981 und 2010 schon 8,4 – und sie steigen weiter – 2022 waren es zum Beispiel 20 Hitzetage.
Was die einen freut, hat für viele Menschen ernsthafte gesundheitliche Folgen und kann für geschwächte Menschen lebensgefährlich sein. In heißen Jahren sterben durch Hitze mehr als 6000 Menschen pro Jahr in Deutschland. Und es wird schlimmer: die Sterblichkeit steigt pro Grad Temperaturanstieg um fast 4 Prozent an.
Tu Dus – Was du tun kannst
Treppe statt Aufzug, Fahrrad statt Auto, Laden statt Online-Shop: Halte Dich fit und Deine Umwelt sauber.
Setze Dich für die Begrünung Deines Viertels ein, um der Überhitzung und den damit verbundenen Gesundheitsgefährdungen durch den Klimawandel vorzubeugen.
SDG 4 – Hochwertige Bildung
Weitere Infos zum SDG 4 auf https://unric.org/de/17ziele/sdg-4
2021 haben fast 11.000 Schüler*innen in München die Schule beendet – über 4000 davon mit dem Abitur. Wie viele Schüler*innen haben 2021 ohne Schulabschluss die Schule verlassen?
2021 haben in München über 629 Schüler*innen die Schule ohne Abschluss verlassen. In Bayern liegt der Anteil der Schulabgänger*innen ohne Abschluss bei 5% – das ist nicht besonders hoch, aber wurde auch in den letzten Jahren nicht besser.
Das ist zum Glück nicht so viel, aber es herrscht nach wie vor große Bildungsungerechtigkeit:
Ob man ohne Schulabschluss die Schule verlässt oder Abitur macht, hängt in Bayern stark vom Elternhaus ab.
Z. B. waren von den Schulabgänger*innen in München ohne Schulabschluss fast 300 „nicht-deutsch“ also fast die Hälfte. Dagegen sind bei den Abiturient*innen nur 6% als „nicht-deutsch“ eingestuft.
In Deutschland gilt nach wie vor: Wenn die Eltern Abitur und Geld haben, ist die Wahrscheinlichkeit viel größer, dass die Kinder Abitur machen. Und Kinder mit Migrationshintergrund oder aus Familien, in denen niemand Abitur hat, haben oft schon beim Übertritt nach der 4. Klasse schlechtere Chancen auf eine Realschule oder Gymnasium zu kommen. Die Gründe reichen von mangelnden Deutsch-Kenntnissen, über fehlende Unterstützung bis hin zu Rassismus – aber in jedem Fall verfestigt dieser Effekt die Ungleichheit in der Gesellschaft schon sehr früh.
Zwar ist der Schulabschluss nicht alles, aber fehlende Schulabschlüsse können Chancen verbauen.
Tu Dus – Was du tun kannst
Engagiere Dich ehrenamtlich als Tutor*in für Schüler*innen und/oder Geflüchtete. Denn gute Bildung unterstützt die Zukunftsperspektiven.
Gehe ins Museum.
Tipp: Am Sonntag kosten viele Münchner Museen, wie die Pinakothek der Moderne nur 1 € Eintritt.
SDG 5 – Geschlechtergerechtigkeit
Weitere Infos zum SDG 5 auf https://unric.org/de/17ziele/sdg-5
Auch in München sind Frauen häufiger von Altersarmut betroffen als Männer. Wie viel bleibt einer Münchnerin mit durchschnittlicher Rente monatlich zum Leben, nachdem sie die Miete für ihre 50 m² Wohnung bezahlt hat?
Die durchschnittliche Rente für Frauen im Jahr 2021 betrug 809€. Gemäß dem aktuellen Mietspiegel München zahlt man durchschnittlich 14,58 € Miete pro Quadratmeter monatlich (bei Neubauten liegt der Quadratmeterpreis bei über 20€). Ihr bleiben also noch 80€ monatlich zum leben. Männern in München bleibt 490 € monatlich übrig. Immer noch wenig, aber gut sechsmal mehr als bei Frauen.
Tu dus – Was du tun kannst
SDG 6 – Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen
Weitere Infos zum SDG 6 auf https://unric.org/de/17ziele/sdg-6
Warum ist Münchens Leitungswasser so sauber?
Um den Anstieg von Nitratgehalt im Münchner Trinkwasser zu verhindern, der hauptsächlich durch Düngung in der Landwirtschaft entsteht, wird seit den 90er Jahren Bio-Landwirtschaft im Mangfalltal gefördert. Weil die Ökolandwirtschaft bis heute gefördert wird, ist Nitrat im Wasser, anders als in vielen Orten Deutschlands, in München kein Thema mehr.
Aber natürlich trägt auch die Technik der Kläranlagen zur Sauberkeit des Münchner Wassers bei. Und käme es nicht die schönen Berge hinabgeflossen, wäre es bestimmt nicht so lecker.
Aber wird unser Wasser auch in Zukunft noch literweise sauber aus dem Wasserhahn sprudeln? Derzeit sind die Grundwasserpegel um München so niedrig wie selten – deshalb sollte auch in München sparsam mit Wasser umgegangen und auf Kreislaufsysteme gesetzt werden.
Tu Du – Was du tun kannst
Unterstütze keine Konzerne, die Wasser aus Trockengebieten beziehen, wie z. B. The Coca-Cola Company, PepsiCo, Nestle, Danone…
SDG 7 – Bezahlbare und saubere Energie
Weitere Infos zum SDG 7 auf https://unric.org/de/17ziele/sdg-7
Wie viele Jahre ist der Atommüll aus dem Kernkraftwerk Isar 2 noch gefährlich und muss sicher gelagert werden?
Unser hochradioaktiver Müll aus der Kernkraft muss für über 1 Mio. Jahre sicher gelagert werden. Das macht diese Art der Energiegewinnung teuer und gefährlich. Ohne staatliche Garantien ist keine Versicherung und auch kein Unternehmen bereit, diese Kosten zu stemmen. Es ist schlicht nicht rentabel. Erneuerbare Energien hingegen sind sauber und günstig.
100% gratis und sauber: Sonnenstrahlen und Wind: Die Sonne scheint, ohne dass die Strahlen vorher in einer Grube abgebaut werden müssen. Und der Wind weht kostenlos, wir müssen ihm nur ein Rad in den Weg stellen. Beide Energiequellen haben also den Vorteil, dass keine Ressource permanent zugeführt oder verfeuert werden muss – sobald die Anlagen stehen, sind sie Selbstläufer für viele Jahrzehnte.
Tu Dus – Was du tun kannst
Informiere Dich über lokale Ökostromerzeuger und -anbieter. Wechsel zu ihnen und beziehe Ökostrom.
SDG 8 – Menschenwürdige Arbeit & Wirtschaftswachstum
Weitere Infos zum SDG 8 auf https://unric.org/de/17ziele/sdg-8
München wächst, die Mieten auch. Welchen Anteil ihres Einkommens mussten Ein-Personen-Haushalte in München bereits 2022 für ihre Miete aufbringen?
Mit dem verstärkten Zuzug von Unternehmen wie Apple, Google und Yahoo wird München zunehmend zum Hotspot der IT-Branche. Es wird befürchtet, dass die Mieten im Rahmen dieser Entwicklung weiter ansteigen werden. Im vergangenen Jahr mussten Münchner Ein-Personen-Haushalte 42% ihres Nettoeinkommens für die Kaltmiete aufbringen (33%: Berlin, 28%: Köln, Hamburg). Einer vierköpfigen Familie bleibt nach Abzug der Miete sogar nicht einmal die Hälfte des Nettogehalts übrig, da die Mietkosten 55,1% ausmachen (Stand: 2021). Damit besitzt München deutschlandweit die höchste ‚Wohnkostenquote‘: Während diese bei weniger als 30% gemeinhin als leistbar gilt, droht den Haushalten beim Überschreiten dieses Wertes eine finanzielle Überbelastung. Im Jahr 2023 hatte der Münchner Mietspiegel die höchste Steigerung seiner Geschichte zu verzeichnen – demnach müssen Mieter*innen im Schnitt 21% mehr bezahlen als noch vor zwei Jahren. Angesichts solch rasanter Mietsteigerungen und der vermehrten Ansiedlung von Tech-Konzernen wie Apple, Google und Yahoo wird befürchtet, dass sich die bereits jetzt zu verzeichnende Wohnungskrise in München, welches in manchen Zeitungen bereits „Isar-Valley“ genannt wird, weiter verschärft und bald ähnlich drastische Ausmaße annimmt wie am Heimatstandort der IT-Unternehmen im kalifornischen Silicon Valley.
Tu Dus – Was du tun kannst
Informiere Dich über die Produktionsbedingungen und entscheide Dich für faire Unternehmen.
Tipp: Auf der Internetseite „LifeVERDE“ findest Du eine Sammlung von unterschiedlichen grünen Unternehmen und auf der Website „Siegelklarheit“ Informationen zu den unterschiedlichen Siegeln und ihren Bedeutungen.
SDG 9 – Industrie, Innovation und Infrastruktur
Weitere Infos zum SDG 9 auf https://unric.org/de/17ziele/sdg-9
München ist 2022 wieder Stauhauptstadt Deutschlands. Wie viele Stunden stehen die Menschen hier jährlich im Stau?
Die Münchner*innen stehen im Durchschnitt 74 Stunden im Jahr im Stau – das ist schlecht für die Nerven und die Umwelt.
Und nicht nur stehen die Menschen im Stau, auch Autos stehen ziemlich viel herum: im Schnitt parken sie mehr als 23 Stunden am Tag. Ein parkendes Auto braucht 12 Quadratmeter Platz – so viel wie ein durchschnittliches Kinderzimmer – egal ob mit E-Antrieb oder Verbrenner. Platz, der für andere Dinge fehlt: Platz für Begrünung, Platz zum Spielen, Platz zum Zufußgehen und Radfahren, Platz zum Verweilen, Platz für alternative Mobilitätsangebote. Das ist nicht modern, sondern verhindert eine zukunftsfähige Veränderung unserer Stadt.
Deshalb brauchen wir dringend eine Mobilitätswende in München, sicheren Rad- und Fußverkehr, mit ausgebauten öffentlichen Verkehrsmitteln und viel Platz für neue Ideen und Sharing Angebote.
Tu Du – Was du tun kannst
Setze Dich dafür ein, dass das Unternehmen, in dem Du arbeitest, eine Gemeinwohlbilanz oder einen Nachhaltigkeitsbericht erstellt.
SDG 10 – Weniger Ungleichheiten
Weitere Infos zum SDG 10 auf https://unric.org/de/17ziele/sdg-10
Der Flughafen München ist eine Drehscheibe für viele Reisen. Menschen mit deutscher Staatsbürgerschaft dürfen auch ohne Visum in über 115 Länder reisen. Viele Menschen auf der Welt haben diese Freiheit nicht.
Über zehn Millionen Menschen besitzen kein
Identifikationsdokument und existieren rechtlich gesehen damit nicht. Auch sind die Rechte für Menschen von ihrer Nationalität abhängig. Dürfen Deutsche ohne Visum in 115 Länder reisen, so darf eine afghanische Person ohne Visum lediglich 4 Länder bereisen. Müssen Menschen ihr Heimatland aufgrund politischer, rassistischer oder religiöser Verfolgung oder durch Krieg, Verlust von Lebensraum, Armut und Hunger verlassen, bleibt meist nur die lebensgefährliche Flucht.
Tu Du – Was du tun kannst
Identifiziere nicht-barrierefreie Stellen in Deiner Gegend und setze Dich bei der zuständigen Stelle für eine Verbesserung ein.
Reflektiere Deine Handlungen heute: War ich heute unfair gegenüber jemandem? – Schätze Menschen wert, die sozial und körperlich anstrengende Arbeit leisten.
SDG 11 – Nachhaltige Städte und Gemeinden
Weitere Infos zum SDG 11 auf https://unric.org/de/17ziele/sdg-11
Die Kosten für eine Fahrt mit den Öffentlichen in München ist seit 2010 um 42% gestiegen. Dagegen ist der Preis für Anwohnerparken seit über 20 Jahren nicht angestiegen und liegt immer noch bei 30 € – im Jahr wohlgemerkt (im Vergleich: in Amsterdam sind es 535 € in Stockholm sogar 827 €). Eine Streifenkarte kostet mit 16,30 € heute 4,80 € oder 42% mehr als 2010 – ähnlich sieht es bei den Monatskarten aus.
Mobilität sollte möglichst für alle in der Stadt zugänglich sein. Aber ist das auch so?
In München haben über 80% der wohlhabenden Haushalte mindestens ein Auto und profitieren hierbei von den günstigen Parkgebühren. Bei armen Haushalten haben 50% kein Auto und sind damit auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen. Die funktionieren in München zwar relativ gut – aber sind nicht billig und für einige sogar unbezahlbar.
Der Hartz-IV-Regelsatz für Mobilität beträgt z.B. 40,72 € und liegt damit sogar unter den Kosten für das 49-Euro-Ticket. Wenn „schwarzfahren“ die einzige Möglichkeit bleibt hat dast fatale Folgen: da Fahren ohne Fahrschein eine Straftat ist, kommen jedes Jahr tausende Menschen in Deutschland ins Gefängnis.
Übrigens: Parken ohne Parkschein ist keine Straftat, sondern eine geringfügige Ordnungswidrigkeit.
https://difu.de/nachrichten/bewohnerparken-in-den-staedten-wie-teuer-darf-es-sein
Tu Du – Was Du tun kannst
Nutze Sharing-Angebote etwa für Autos und (E-)Lastenräder, aber auch für Klein – und Großgeräte oder für Dein Obst aus dem Garten. Nutze hierfür Plattformen wie nebenan.de oder das Leihlexikon der AWM.
SDG 12 – Nachhaltiger Konsum und Produktion
Weitere Infos zum SDG 12 auf https://unric.org/de/17ziele/sdg-12
In München entsteht in nur einer Stunde so viel Plastikmüll, dass man die ganze Bavaria damit füllen könnte. Wie wird Kunststoff (z.B. Getränkekartons, Kunststoff-Flaschen, Kunststoff-Becher) in München korrekt entsorgt?
Bisher muss der recyclingfähige Kunststoffmüll Münchens in die Wertstoffinseln gebracht werden. Wie hoch die Recycling-Quote beim Kunststoff der Wertstoffinseln ist, kann nicht eindeutig gesagt werden. Ab 2024 startet ein Pilotversuch in 5 Stadtviertel mit der gelben Tonne. Das Problem: Die Kunststoffe, die in Gelben Tonnen gesammelt werden, werden auch zu 80% energetisch verwertet, sprich verbrannt, nachdem sie aufwändig gesammelt und sortiert worden sind. Das ist aber ökologisch schlechter als eine sofortige Mitverbrennung im Restmüll in der Münchner Verbrennungsanlage. Daten des Umweltbundesamtes zeigen außerdem: mit Einführung der Gelben Tonne hat sich die Kunststoffverpackungsmenge verdoppelt und die Mehrwegquote bei Getränkeverpackungen ist von über 70% in 1990 auf jetzt rund 42% gesunken. Der Fokus sollte also nicht Tonnenerweiterung sein, sondern Müllvermeidung.
Tu Du – Was du tun kannst
Informiere Dich über die Produktion von Fast-Fashion und deren Auswirkung. Nimm doch mal an einer Kleidertauschparty teil.
Auch wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist, rieche und probiere das Produkt, bevor Du es wegwirfst. Insbesondere Milchprodukte sind meistens noch länger haltbar. Das MHD sagt oftmals nur aus, wie lange das Produkt am besten schmeckt.
SDG 13 – Maßnahmen zum Klimaschutz
Weitere Infos zum SDG 13 auf https://unric.org/de/17ziele/sdg-13
Gebäude verbrauchen viel Energie, von der Herstellung der Rohstoffe bis zum Abriss. Viele Expert*innen in München fordern mehr Renovierungen und Bauen im Bestand, statt Abriss und Neubau, weil es sehr viel „graue Energie“ verbraucht. Was versteht man darunter?
Die graue Energie betrachtet nicht nur den direkten Energieverbrauch für Rohstoffe beim Bau, sondern auch den indirekten Energieverbrauch während des gesamten Lebenszyklus der Rohstoffe und des Gebäudes vor, während und nach der Nutzung. Der Bausektor ist ein besonders ressourcenintensiver Wirtschaftszweig: 90 Prozent der in Deutschland geförderten mineralischen Rohstoffe werden verbaut. Über die Hälfte des deutschen Abfallaufkommens wird durch den Bausektor produziert. Vor dem Hintergrund des enormen Ressourcenverbrauchs im Gebäudesektor und der Verknappung von Rohstoffen ist eine ganzheitliche Betrachtung des Gebäude-Lebenszyklus erforderlich. München braucht viele neue Wohnungen. Es ist jedoch fraglich, ob durch Abriss und Neubau wirklich bezahlbarer Wohnraum entsteht oder eher Wertanlagen in Form von teuren Luxuslofts.
Tu Du – Was du tun kannst
Nutze den Flugverkehr so wenig wie möglich und vermeide Inlandsflüge.
Reduziere Deine Elektronikgerätenutzung und Deine “Online- und Streaming Zeiten”. Du sparst damit nicht nur Strom, sondern auch Emissionen.
Informiere Dich über nachhaltige Banken und ihre Investitionsschwerpunkte. Wechsel zu ihnen und investiere Dein Geld nachhaltig.
SDG 14 – Leben unter Wasser
…
Weitere Infos zum SDG 14 auf https://unric.org/de/17ziele/sdg-14
Die Isar ist voller Mikroplastik, nachdem sie durch München geflossen ist. Was meinst du, woher kommt das Plastik hauptsächlich?
Der größte Teil an Mikroplastik stammt tatsächlich vom Abrieb der Autoreifen. In Deutschland sind es 1,2 kg Mikroplastik pro Person und Jahr, die allein auf Reifenabrieb zurückzuführen sind. In der Isar steigt der Mikroplastikgehalt drastisch an, nachdem sie durch München geflossen ist. Von 8,3 Mikroplastik-Partikel pro Kubikmeter vor der Stadtgrenze, steigt der Wert auf das über Zehnfache an, nachdem die Isar München verlässt. Neben dem Reifenabrieb hat auch Plastikmüll einen großen Anteil an der Verschmutzung. Nicht zu unterschätzen ist Mikroplastik, das ausgewaschen aus unserer Kleidung in die Umwelt gelangt, weil es in Kläranlagen bisher nur unzureichend herausgefiltert wird.
Und in der Landschaft vor sich hinvegetierende
Plastikflaschen, Chipstüten oder Einweggrills sehen nicht nur hässlich aus, sondern belasten auch unsere Gesundheit.
Tu Du – Was du tun kannst
Versuche Deinen Plastikkonsum einzuschränken. Hast Du schon einmal festes Shampoo ausprobiert?
SDG 15 – Leben an Land
…
Weitere Infos zum SDG 15 auf https://unric.org/de/17ziele/sdg-15
In Bayern gab und gibt es viele Moore – z.B. liegt der Münchner Flughafen mitten im Erdinger Moos. Diese Moose oder Moore sind sehr wichtig für den Klimaschutz, denn sie speichern 6 Mal so viel CO2 wie ein Wald. Moore konservieren abgestorbenes Pflanzenmaterial wodurch klimaschädliches Kohlendioxid dauerhaft gebunden wird. Wird ein Moor trockengelegt – z.B. für die Landwirtschaft oder eben für einen Flughafen – dann zersetzt sich das konservierte pflanzliche Material und klimaschädliches CO2 und Lachgas entweicht. In Bayern emittieren entwässerte Moore rund 5 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr – das entspricht knapp der Hälfte des CO2-Ausstoßes der Stadt München.
Durch Renaturierung der Moore in Bayern könnte also sehr viel CO2 eingespart werden. Und viele bedrohte Pflanzenarten würden so geschützt. Zum Glück gibt es in den Mooren rund um München schon einige Renaturierungsprojekte – ob der Flughafen irgendwann wieder bewässert wird, bleibt jedoch offen…
Tu Du – Was Du tun kannst
Ein bunter Garten mit Blühflächen und Wiesenkräutern fördert die Artenvielfalt: Setze Dich in Deiner Stadt für mehr Grünflächen ein und mähe bei Dir im Garten nur 1–2 mal pro Saison, denn durch häufiges Mähen werden Insekten und junge Larven getötet, die Nahrungsmittel für Vögel und andere Gartenbewohner*innen sind.
SDG 16 – Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen
Weitere Infos zum SDG 16 auf https://unric.org/de/17ziele/sdg-16
Wie lang darf man in Bayern ohne Anklage in Vorbeugehaft genommen werden – also ins Gefängnis kommen, da vermutet wird, dass man eine Straftat begehen wird?
Laut dem Bayrischen PAG (Polizei Aufgaben Gesetz) darf die Polizei Menschen in Gewahrsam nehmen um eine bestehende Gefahr für die öffentliche Sicherheit oder Ordnung abzuwehren. Die Dauer der Freiheitsentziehung wird von Richter*innen festgelegt und kann bis zu einen Monat betragen und dann bis zu einer Gesamtdauer von zwei Monaten verlängert werden. Diese Form von Freiheitsentzug festgelegt im bayrischen PAG, gibt es so in keinem anderen Bundesland. Das PAG wurde 2018 erneuert und ist sehr umstritten. Es kam damals zu großen Protesten in Bayern – Kritiker*innen sehen das Gesetz als verfassungswidrig an und nicht vereinbar mit den Freiheitsrechten. Es gibt schon einige Verfassungsklagen gegen das PAG. Und jetzt passiert, was von vielen befürchtet wurde – was eigentlich bei der Prävention von Terroranschlägen oder anderen schlimmen Straftaten helfen sollte, wird genutzt, um Menschen, die sich aus Protest auf die Straße kleben, einzusperren. Das ist sehr problematisch, denn sich auf die Straße zu kleben ist zwar in einigen Fällen eine Straftat, aber es hat nichts mit menschenverachtenden Terroranschlägen zu tun. Solche drastischen Strafmaßnahmen sind unverhältnismäßig und schaden unserer Demokratie.
Tu Du – Was Du tun kannst
Informiere Dich über Post- und Neo-Kolonialismus.
SDG 17 – Partnerschaften zur Erreichung der Ziele
Weitere Infos zum SDG 17 auf https://unric.org/de/17ziele/sdg-17
Die Stadt München unterhält insgesamt acht Städtepartnerschaften. Partnerstädte sind Edinburgh, Verona, Bordeaux, Sapporo, Cincinnati, Harare und Be’er Sheva und Kyiv (Kiew). Kyiv ist seit Ende 1980er Jahren Partnerstadt von München. Städtepartnerschaften sind ein wirksames Instrument um Menschen aus verschiedenen Ländern zusammenzuführen und die Verständigung zu stärken. Zwischen Organisationen in Kyiv und München gibt es seit vielen Jahren eine enge Zusammenarbeit z.B. im Bereich der Stärkung von LGBTQI-Rechten.
Seit dem Russischen Angriffskrieg auf die Ukraine gab es eine große Solidaritätswelle mit den Geflüchteten aus Kyiv und der ganzen Ukraine. Rund 15.500 Menschen aus der Ukraine sind derzeit in München registriert. Viele von ihnen wurden von Freiwilligen unterstützt und sogar zu Hause aufgenommen. Tausende Menschen haben sich in München für die ankommenden Geflüchteten eingesetzt.
Dennoch ist die Situation für viele Geflüchtete in München, aus der Ukraine und vielen anderen Ländern der Welt, sehr schwer – Wohnungsnot und Leben in Notunterkünften, fehlende Therapiemöglichkeiten, Trennung von Familienangehörigen und Freunden. Hier gibt es noch viel zu tun.
Tu Du – Was du tun kannst
Überlege, wann Dich Team-Arbeit im Leben vorangebracht hat. Setze im Alltag öfter auf Kooperation statt Konkurrenz.
Informiere Dich über Lobbyismus und Vetternwirtschaft. Welche Parteien fordern eine öffentliche Darstellung der Lobbyarbeit der Parteien?
Informiere Dich über internationale Konzerne und mit welchen Partnern diese zusammenarbeiten. Engagiere Dich gegen ungerechte internationale Handelsverträge und kaufe bewusst keine Produkte dieser Firmen!
Tu Du Liste
Die Politik muss die großen Hebel bewegen, aber wenn viele einen kleinen Schritt nach vorne gehen, kann dies eine starke Signalkraft
erzeugen und Veränderungen ins Rollen bringen. Wenn Du selbst einen kleinen Schritt wagen willst, kannst Du hier die Tu Du Liste ausdrucken, die alle hier vorgestellten Tu Dus zu den 17 SDGs enthält.
Nachhaltigkeit als Teil unseres Lebens und Handelns
Wichtige Schwerpunktthemen der Nachhaltigkeitsziele
Agrar- und Ernährungswende
Für uns alle muss klar sein: So wie zurzeit die Landwirtschaft betrieben wird, kann es nicht weitergehen. Denn sie ist für rund ein Drittel der klimaschädlichen Emissionen und des Artenverlusts verantwortlich. Dennoch gibt es positive Aussichten: Die Landwirtschaft anzupassen ist gar nicht so schwierig, da diese immer nach den neuen Vorgaben der Regierung handeln muss. Daher können wir durch unsere Demokratie und Ernährungsumstellung viel bewirken. Und dabei ist eine nachhaltige Ernährung auch noch günstiger und gesünder.
Bisher mengenmäßig noch wenig, doch Hasel- und Walnüsse gibt es auch aus Deutschland. Schon mal probiert?
Pestizide schaden nicht nur den von ihnen adressierten Schädlingen. Auch bestäubende Insekten und wichtige Bodenorganismen werden durch sie umgebracht. In vielen armen Ländern wird nicht ausreichend auf Arbeitsschutz auf den Feldern geachtet. Oftmals werden Arbeiter:innen beim und durch den Einsatz von Pestiziden schleichend vergiftet, etwa auf konventionellen Bananenplantagen in Ecuador.
Es ist wichtig, auf Bio- und Fairtrade-Siegel zu achten und saisonales Obst und Gemüse der Region zu bevorzugen.
Pro Jahr werden bis zu 2.700 Milliarden Lebewesen aus den Meeren gefischt. Mindestens ein Drittel ist Beifang, wie zum Beispiel Delfine und Schildkröten. Da große Teile des Weltmeeres leergefischt sind, greift die Fischindustrie auf Gebiete zurück, in denen Kleinbauern vom Fisch finanziell und ernährungsphysiologisch abhängig sind.
Zudem verletzen Großbetriebe oft Menschenrechte. Darüber hinaus ist das Konzept der Aquakultur selten eine nachhaltige Lösung, da der Fisch hier mit Fischmehl oder Soja gefüttert wird, welches mit Antibiotika versetzt ist.
In den Fischratgebern von WWF und Greenpeace finden sich Informationen über bedrohte Fischbestände und einen nachhaltigen Fischkonsum. Prinzipiell gilt: Je weniger Fisch auf den Tellern landet, desto besser.
Alleine in Deutschland werden täglich mehr als zwei Millionen Tiere geschlachtet. Dies ist nur durch die Ausbeutung von Arbeitsmigrant*innen möglich, die zwei Drittel der in Schlacht-betrieben Angestellten ausmachen.
Agrar- und Ernährungswende in München Umsetzen
Energiewende
Unsere Energieerzeugung ist schädlich für Klima, Umwelt und Gesundheit. Aber es gibt zum Glück bereits nachhaltige Alternativen und Handlungsmöglichkeiten für jede und jeden Einzelnen.
Hast Du schon zu einem nachhaltigeren Stromanbieter gewechselt oder sogar eine Photovoltaikanlage auf Dein Haus gebaut? Auch kleine Handlungen helfen, wie beispielsweise die Temperatur eines Waschgangs von 40 °C auf 30 °C zu reduzieren.
Eine Energiewende ist nicht nur nachhaltiger, sondern auch billiger für uns als Verbraucher*innen und besser für unsere Umwelt.
Energiewende in München Umsetzen
Kernenergie – auch Atomenergie oder nukleare Energie – wird bei nuklearen Reaktionen freigesetzt und zur Erzeugung elektrischen Stroms, aber auch zur Herstellung von Wasserstoff genutzt. Der Abbau, Transport, die Aufbereitung und Entsorgung von Uran sowie der Bau von Atomkraftwerken sind nicht emissionsfrei. Für den radioaktiven Abfall wurde immer noch kein sicheres Endlager gefunden.
Bioenergie wird aus Biomasse wie Stroh, Biomüll, Gülle, Holz oder Nutzpflanzen gewonnen. Sie kann als Biogas oder fest zum Beispiel als Pellets zur Strom- und Wärmeerzeugung sowie flüssig als Treibstoff aus Pflanzenöl genutzt werden. Energie aus Biomasse ist nur bedingt sinnvoll, da es zu Verdrängungseffekten – etwa in Konkurrenz mit der Lebensmittelproduktion – kommen kann. Hier kann es für die Bereitstellung von Bioenergie sogar zur Abholzung von Regenwald kommen.
Geothermie – also Erdwärme – wird zur Nah- und Fernwärme, Stromversorgung, Kühlung und Wärmeversorgung von Gebäuden und auch zum Heizen von Thermalbädern genutzt. Sie steht überall und unabhängig von Witterung und Tageszeit zur Verfügung. Systemisch liegt das größte Potenzial in der Tiefengeothermie.
Wasserenergie kann aus der Strömung von Flüssen, aus der Wasserkraft von Stauseen oder durch Pumpspeicherkraftwerke gewonnen werden. Es entstehen keine CO₂-Emissionen, aber länger anhaltende Dürreperioden führen zu Niedrigwasser in den Flüssen, was das Potenzial der Stromerzeugung senkt und zeitweise sogar stoppen kann.
Solarzellen in Photovoltaikanlagen, solarthermische Kraftwerke und Sonnenkollektoren nutzen die Sonnenstrahlung, um die Strahlungsenergie in Strom oder Wärme umzuwandeln. Solarenergie ist emissions-, geräusch- und geruchsfrei und Sonnenlicht als Grundlage ist unendlich und kostenfrei verfügbar.
Windräder brauchen wenig Fläche, stoßen während des Betriebs keine Emissionen aus und liefern auch im Winter Strom. Mit einem Anteil von 24 Prozent an der deutschen Stromversorgung sind sie auf Platz eins unter den Erneuerbaren.
Mit knapp 71 Prozent verfällt ein Großteil des privaten Energiebedarfs auf die Raumwärme. Das entspricht pro Haushalt und Jahr einer Energiemenge von 12.498 Kilowatt. Je besser ein Gebäude gedämmt ist, desto weniger Energie wird für die Wärmeerzeugung benötigt.
Maßgeblich wegen der Dekoration zu Weihnachten steigt der Stromverbrauch in der Adventszeit auf 190 Kilowattstunden, was ungefähr halb so viel Strom entspricht, wie sonst für das restliche Jahr verbraucht wird.
Verkehrswende
Wie viel CO₂ spare ich eigentlich, wenn ich statt des Autos das Fahrrad nehme? Wie viel schneller bin ich im Schnitt bei der Arbeit? Ist es nicht auch viel gesünder, das Fahrrad zu nehmen? Wofür können wir den Platz in der Stadt nutzen, wenn nicht alles voller parkender Autos steht? Warum ist es auch für die Klimaresilienz so wichtig, dass wir Parkplätze in Parks umwandeln?
Alternativen zum Auto gibt es zahlreich: Fahrrad, Sammeltaxi, ÖPNV-Ausbau – aber die Umstellung ist nicht immer leicht und in München ist noch einiges zu tun für eine nachhaltige Mobilität und eine gerechtere Straßenraumaufteilung.
Städte wie Barcelona versuchen bereits jetzt, verkehrsberuhigte Zonen zu schaffen und diese in einen Wohlfühlort für die Bevölkerung umzuwandeln (Grünflächen, Spielplätze, etc.). In München gibt es erste Versuche zu sogenannten Superblocks.
Das Westendkiez-Projekt möchte einen Superblock im Münchner Westend umsetzen.
Verkehrswende in München Umsetzen
Fahrradfahren ist Teil der Verkehrswende. Während der Corona-Krise nahm die Zahl der Radfahrer:innen vor allem in Großstädten wie München, Berlin oder Paris erheblich zu. Dank sogenannter Pop-Up-Fahrradwege wurde den Fahrrädern mehr Platz eingeräumt. Jetzt gilt es, den Ausbau weiter voranzutreiben.
Zwischen 2008 und 2018 ereigneten sich jährlich ca. 2241 schwerwiegende Unfälle mit Personenschaden in Deutschland, in die ein Fahrrad verwickelt war. Laut Statistik waren über 57 Prozent der Unfälle unter PKW-Beteiligung, von denen rund 80 Prozent als Unfallverursacher galten. Während der Corona-Pandemie nahm die Zahl der Fahrradfahrer:innen rasant zu, während die Straßen enger wurden. Ein Ausbau der Infrastruktur ist dringend nötig, damit Menschen sicher mit dem Fahrrad unterwegs sein können.
München ist die Großstadt in Deutschland mit den höchsten Stickstoffdioxid-Werten. Der Grenzwert der EU für Stickoxid-Feinstaub beträgt 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft – etwa doppelt so viel wie von der WHO empfohlen. An der Messstation der Landshuter Allee lag der Wert 2021 im Schnitt bei 51 Mikrogramm. Dieselfahrzeuge sind besonders belastend: Verglichen mit Benzinmotoren stoßen sie eine wesentlich größere Menge an Stickoxiden aus.
Bei hoher Feinstaubbelastung steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die damit verbundene Sterberate. Der Verkehr zählt innerstädtisch zu den wichtigsten Feinstaubquellen. Jedes Jahr führt die Freisetzung von Feinstaub, Stickoxiden und Ozon schätzungsweise zu 10.600 vorzeitigen Todesfällen in Deutschland.
Für viele Menschen ist der ÖPNV in München nicht bezahlbar. Zum einen haben Münchner Studierende im Gegensatz zu Schüler:innen und Auszubildenden keinen Anspruch auf das 365-Euro-Ticket, obwohl sie ein ähnlich niedriges Einkommen haben. Zum anderen ist das 49-Euro-Ticket nicht so fair, wie es klingt. Der 40,72 Euro Hartz-IV-Regelsatz für Mobilität deckt die Kosten für den Fahrschein nicht und benachteiligt diejenigen, die das Ticket am meisten bräuchten.
Laut Umweltbundesamt könnten mit einem Tempolimit von 130 ganze 1,9 Mio. Tonnen CO₂ jährlich eingespart werden.
In München sind derzeit etwa 742.000 PKWs angemeldet. Jeder PKW belegt rund zwölf Quadratmeter Fläche. Hochgerechnet werden dadurch für 23 Stunden täglich mindestens 8,9 Quadratkilometer nutzbare Fläche blockiert, was beinahe der Bezirksfläche Hadern entspricht. Pendlerautos, Taxis oder Funkmietwagen noch nicht bedacht.
Fast zwei Drittel des Münchner Stadtgebiets sind bebaut, davon entfallen 17 Prozent auf Verkehrsflächen. Im Vergleich zu Hamburg und Köln, wo etwa die Hälfte der Stadt grün ist, und Berlin mit einem Anteil von 44 Prozent Grünfläche, stellt München mit 4.788 Einwohner:innen pro Quadratkilometer die am dichtesten bebaute Großstadt Deutschlands dar. Zur Naherholung dienen nur 15,6 Prozent der Stadtfläche.
Im Jahr 2019 nahmen 23,1 Millionen Menschen in Deutschland einen Inlandsflug, darunter allein zwischen München und Berlin 1,75 Millionen. Ein Vergleich zwischen ICE-Direktverbindungen und Non-Stop-Inlandsflügen zeigt: Eine kleine Zeitersparnis vervielfacht den CO2-Ausstoß.
Betriebskosten, Sonderkosten, Wertverlust, Steuern, Versicherung und Werkstattkosten: Ein privates Auto kann teuer sein. Die monatlichen Ausgaben für einen VW Golf, dem beliebtesten Automodell Münchens, liegen im Schnitt zwischen 400 und 500 Euro.
Frieden und Gerechtigkeit
Dieses Thema umfasst viele unterschiedliche Bereiche. Themen wie Chancengleichheit, Frieden und Krieg, Flucht, Gleichberechtigung, Gesundheit, Toleranz und Demokratie.
Frieden und Gerechtigkeit in München stärken
Die Möglichkeit, sich frei auf der Welt zu bewegen, steht nicht allen Menschen in gleichem Maße zur Verfügung. So können Menschen aus Afghanistan gerade einmal 29 Länder ohne Antrag eines Visums bereisen – Deutsche dagegen 191 Länder. Schätzungsweise besitzen über 10 Millionen Menschen als Staatenlose kein Identifikationsdokument – das heißt, sie existieren rechtlich gesehen nicht. Diese Menschen haben keinen Zugang zu Bildung, Arbeit, Reisen, Eheschließung und vieles mehr.
Erst 1991 streicht die WHO Homosexualität von der Liste der psychischen Krankheiten. Noch immer wird Homosexualität in 79 Ländern strafrechtlich verfolgt, in sieben Ländern wird dafür sogar die Todesstrafe verhängt.
214 Millionen Frauen haben keinen Zugang zu Verhütungsmitteln und somit keine Möglichkeit, selbst über eine Schwangerschaft zu entscheiden.
Konsum
Das Themengebiet Konsum bildet eine Schnittstelle von Frieden und Gerechtigkeit, der Agrar- und Ernährungswende und der Energiewende. Denn WIR beeinflussen all diese Bereiche durch unseren Konsum.
Rund ein Drittel aller erzeugten Lebensmittel weltweit geht verloren oder wird weggeworfen – insgesamt 1,3 Milliarden Tonnen jährlich. Über die Hälfte der Verschwendung findet zu Hause statt. Kaufe nur so viel, wie du essen kannst. Kaufe insbesondere verderbliche Lebensmittel wie Tierisches sowie frisches Obst und Gemüse in Maßen.
Der weltweite Energieverbrauch durch Streaming wird auf 200 Milliarden Kilowattstunden geschätzt. Das entspricht dem Verbrauch aller Privathaushalte in Deutschland, Polen und Italien zusammen und den CO₂-Emissionen des weltweiten Flugverkehrs.
Menschenrechtsverletzungen, Umweltzerstörung und mangelnder Gesundheitsschutz sind bei der Produktion von Lederwaren, Handtaschen und Schuhen an der Tagesordnung. Um dies zu ändern
bräuchte es Transparenz und ein starkes Lieferkettengesetz.
Die Textilindustrie produziert pro Jahr mehr als 100 Milliarden Kleidungsstücke und nutzt dafür vier Prozent des globalen Trinkwasser-Reservoirs. Ihr jährlicher globaler CO2-Ausstoß beträgt etwa 1,2 Billionen Tonnen, mehr als internationale Flüge und Kreuzfahrten zusammen.
Menschenrechtsverletzungen sind in der Textilindustrie an der Tagesordnung. Arbeiter:innen werden etwa gezwungen, für einen
Hungerlohn Schichten von über 16 Stunden täglich zu leisten. Viele von ihnen sind minderjährig. Aus Angst vor Jobverlust werden die ausbeuterischen Arbeitsbedingungen meist verschwiegen.
Die Deutschen kaufen jährlich 35 Millionen neue Smartphones. In diesen stecken viele wertvolle Metalle, die unter menschenunwürdigen Bedingungen abgebaut werden. Bei einem Endgewicht von ca. 125 g hat ein Smartphone einen Ressourcenbedarf von 75.000 g an Rohstoffen.
Das hilft:
- Länger nutzen
- reparieren und upgraden lassen
- im Fachhandel oder bei kommunalen Sammelstellen abgeben
- Fair Trade Handy kaufen
Laut Umweltbundesamt werden täglich 800.000 Pakete mit Kleidung zurückgeschickt. Das entspricht 400 Tonnen CO2 und ist vergleichbar mit 255 Autofahrten von Frankfurt nach Peking. Die emittierte Menge an CO2 ließe sich durch eine Retourengebühr wesentlich verringern.
2015 wurden knapp 1,5 Millionen Tonnen Verpackungsmaterial für Versendungen verbraucht. Rücksendungen werden aufgrund der hohen Lagergebühren und der mangelhaften Produktzustände oftmals direkt zerstört.
Rund ein Viertel der gesamten Verpackungsmenge könnte reduziert werden, wenn Kund:innen Waren in ihren unversehrten Originalverpackungen retournieren oder einfach die leeren Verpackungen an den Online-Versandhandel zurückschicken würden.
Konsum in München Nachhaltiger gestalten
**Der Aktionsort „TAT-Ort Zukunft“ auf dem Tollwood
Vom 24. November bis zum 23. Dezember 2022 waren wir auf dem Winter-Tollwood zu Gast am Aktionsort „TAT-Ort Zukunft“.
An einer festlichen Tafel wurden 17 Gerichte „serviert“. Jedes Gericht steht für ein SDG (Sustainable Development Goal).
Zusätzlich wurden 5 Handlungsfelder der Nachhaltigkeit, die unser aller Leben und Alltag betreffen, durch Gegenstände, Infotafeln und Bilder genauer beleuchtet.
Der Aktionsort wurde vom Tollwood-Team und der Künstlerin Veronika Angloher gestaltet. Die Fotos auf dieser Seite wurden auf dem Aktionsort aufgenommen und viele der hier gezeigten Texte sind im Rahmen des Projekts verfasst worden.
Wir danken dem Tollwood-Team für die Zusammenarbeit und diese schöne Aktion!
Bild: Alexander Scharf