München hat als langjährige Biostadt und Fairtrade-Stadt eine besondere Verpflichtung im Umgang mit Ernährung und Landwirtschaft, der die Stadt aktuell nicht in ausreichendem Umfang nachkommt. Landwirtschaft und Ernährung sind in Deutschland für rund 25 Prozent aller Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Wollen wir das 1,5 Grad-Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens und die Stadt München die beschlossene Klimaneutralität bis 2035 erreichen, kommen wir nicht daran vorbei, auch die Verpflegung auf den Großveranstaltungen im Wirkbereich der Stadt München umzukrempeln.
München muss seiner Verantwortung als Weltstadt mit Herz endlich gerecht werden und die Wiesn und alle anderen Großveranstaltungen im Wirkbereich der Stadt zu Events der Nachhaltigkeit, Ökologie und globalen Fairness machen. Die Münchner Bürger*innen haben durch ihr Engagement in Umwelt- und Klimathemen, wie etwa beim Volksbegehren Artenvielfalt und in vielen anderen Initiativen, über die letzten Jahren klar gezeigt: Der Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung ist da und wird immer mehr gefordert.
Die Wiesn und alle anderen Großveranstaltungen müssen deshalb dazu beitragen, dass sämtliche Lebensgrundlagen für diese und nachfolgende Generationen weltweit erhalten bleiben und weiteres Tierleid vermieden wird. Es ist an der Zeit, keine Abstriche mehr zu machen und auf allen Flächen, auf denen die Stadt Hausherrin ist, Großveranstaltungen mit Herz umzusetzen!
Wir fordern daher für die Wiesn und alle anderen Großveranstaltungen in München. Den Forderungskatalog haben wir am 4. Mai 2022 während der Aktion Hendlsauerei den Poltiker*innen übergeben.
– Die beschlossene Klimaneutralität 2035 einzuhalten.
Unter anderem müssen klimafreundliche Angebote auch bei der Vergabe Vorzug erhalten und ein klarer Anreiz zur Forcierung und Platzierung pflanzen-basierter (d.h. vegetarischer und veganer) Gerichte geschaffen werden. Jede*r Beschicker*in muss ab 2025 sukzessive mehr vegetarische und vegane attraktive Alternativen anbieten,um dadurch die eingesetzten Fleischmengen auf den Wiesn insgesamt zu reduzieren. Darüber hinaus sind weitere Faktoren zur Reduktion von Treibhausgasen einzubeziehen, etwa die ökologische Herkunft, Regionalität und Saisonalität der Speisen.
– Den Einsatz von Produkten aus industrieller Intensivtierhaltung zu beenden.
Dies gilt für alle tierischen Lebensmittel, die auf den Großveranstaltungen Verwendung finden. Zu garantieren ist dies durch den Einsatz von Produkten mit den Siegeln des ökologischen Landbaus oder – bis dies vollständig umgesetzt ist – durch Siegel aus der konventionellen Landwirtschaft, die eine artgerechte Haltung der Nutztiere garantieren, wie etwa das Premiumsiegel des Deutschen Tierschutzbunds.
– Den Anteil von ökologisch erzeugten Lebensmitteln sukzessive bis 2027 auf 50 % zu steigern und bis 2035 diesen Anteil auf 100 % zu erhöhen.
Bevorzugt sollten hier Lebensmittel aus der Region mit dem bayerischen Biosiegel und Bio-Verbandsware eingesetzt werden. Die unten genannte Machbarkeitsstudie soll eruieren, innerhalb welchen Zeitraums und mit welchen unterstützenden Maßnahmen entlang der Wertschöpfungskette der Anteil von bio-regionaler und Bio-Verbandsware erhöht werden kann.
– Faire Arbeitsbedingungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette vom Acker bis zur Groß-Veranstaltung sicherstellen.
Faire Arbeitsbedingungen, faire Entlohnung und faire Preise sind ein wichtiger Bestandteil sozialer Nachhaltigkeit und auch bei uns geboten. Sie sind entlang der gesamten Wertschöpfungskette von den produzierenden Höfen über die Zulieferbetriebe bis hin zum auf den Groß-Veranstaltungen eingesetzten Personal einzuhalten und zu kontrollieren.
– Die Kriterien des fairen Handels sind auch für sämtliche Produkte aus dem globalen Süden einzuhalten, etwa Kaffee, Bananen, Schokolade. In diesem Zuge ist eine Beschränkung auf Zulieferbetriebe vorzunehmen, die ausdrücklich die Fair Labor Richtlinien der ILO einhalten und ausbeuterische Kinderarbeit strikt vermeiden. Deshalb ist für Produkte aus dem globalen Süden zusätzlich zum Bio-Siegel das Fair- Trade-Siegel einzufordern.
Dazu gilt es den Kriterienkatalog für die Auswahl der Beschicker*innen der Großveranstaltungen grundlegend zu überarbeiten und an die globalen wie regionalen Nachhaltigkeits-herausforderungen anzupassen. Wir fordern hier:
Eine erfolgreiche Umsetzung dieser Nachhaltigkeitsstandards kann nur erreicht werden, wenn die Stadt München die Ernährungswende der Münchner Großveranstaltungen federführend begleitet und unterstützt. Wir fordern von der Stadt München:
Münchner Großveranstaltungen, wie die Wiesn, sollen Feste der Lebensfreude, der Gastfreundschaft und des Genusses bleiben. Doch gerade das Privileg, solche Feierlichkeiten ausrichten zu können, bringt eine Verantwortung mit sich, der sich München stellen muss. Denn beides im Einklang ist möglich: Spaß und Gaudi, jedoch zum Wohle aller, insbesondere als größtes Volksfest der Welt.
Mehr Informationen zur Aktion und zu den Hintergründen findet ihr hier: https: www.m-i-n.net/hendlsauerei
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