Skip to main content

Menschlichkeit und Expertise verbinden – Rückblick auf den 2. Equal Care Day

Equal Care Day Muc

Wie würde unser künftiger Bundeskanzler Friedrich Merz beim Fensterputzen aussehen? Oder der bayerische Ministerpräsident Markus Söder beim Staubsaugen? Wladimir Putin beim Durchwischen des Kremls oder Donald Trump in der Schürze? Mit diesen humorvollen Bildern begrüßte Schirmpatin und Schauspielerin Gisela Schneeberger die Gäste beim Equal Care Day in München.

Dahinter steckt ein ernstes Anliegen: dass für die gerechte Verteilung von Sorgearbeit auch Männer einstehen müssen – gerade in der Politik. Umso wichtiger ist es, die Zukunft der Sorgearbeit gemeinsam zu thematisieren und nach Lösungen zu suchen.

Einen ganzen Tag lang tauschten sich am 1. März 2025 rund 150 Menschen unter dem Motto „Care Utopien – Wege zu einer caregerechten Stadt“ in der Luise aus.

Care-Gerechtigkeit muss groß gedacht werden

Die Autorin Betiel Berhe (Nie mehr leise. Die neue migrantische Mittelschicht) sprach in ihrer Keynote über die enge Verflechtung von Kapitalismus, Rassismus und Care-Ungerechtigkeit. Ihr Fazit: „Care-Gerechtigkeit muss antikapitalistisch, antirassistisch und klassenbewusst gedacht werden, damit nicht nur einige wenige davon profitieren“. Denn bis heute werde Care-Arbeit als natürliche Aufgabe von häufig migrantisierten Frauen dargestellt – nicht zuletzt, um die Kosten der Lohnarbeit niedrig zu halten.

Rapper und Schirmpate Waseem meint es offensichtlich ernst mit Care, denn er hat seinen Sohn mitgebracht, dem er auch gleich ein Geburtstagsständchen widmet.

In vier unterschiedlichen Dialogforen konnten die Teilnehmenden ihre eigenen Perspektiven zu den Themen Leben mit Behinderung, kultursensible Pflege für Migrant*innen und Alleinerziehende einbringen und sich mit anderen Betroffenen austauschen. Auch einen Equal Kerl Stammtisch für Väter gab es auf dem Equal Care Day in diesem Jahr.

Fallen Kinder der Gesellschaft zur Last?

Die Schülerin Nia brachte eine ganz andere Perspektive ein: In der ganzen Debatte um Pflege haben Kinder oft das Gefühl, ihren Eltern und der Gesellschaft zur Last zu fallen. „Alle reden immer davon, dass Kinder die Zukunft sind. Aber mitreden und mitgestalten dürfen wir nicht“, so Nia.

Am Nachmittag konnten einige Aspekte bei einer Podiumsdiskussion zum Thema „caregerechte Stadt“ mit Bürgermeisterin Verena Dietl auf die Bühne gebracht werden. Und die Poetry-Slammerin Katrin Freiburghaus formte komplexe Zusammenhänge in poetische, teils humorvolle, teils sehr berührende Worte.

Den Abschluss der Veranstaltung bildete die Keynote von Franziska Büschelberger, in der sie ihr auf LinkedIn gegründetes „Unternehmen“ Unpaid Care Work vorstellte und berichtete, wie unglaublich erfolgreich ihre Idee ist, unbezahlte Sorgearbeit als Beschäftigung und Qualifikation in einen beruflichen Kontext zu stellen.

Fazit der Podiumsdiskussion: Menschlichkeit und Expertise verbinden

  • Menschen mit eigener Betroffenheit sind in politischen und administrativen Strukturen sehr wertvoll. Ihre Erfahrung bringt Perspektiven ein, die in klassischen Verwaltungsstrukturen oft fehlen. Betroffene brauchen verlässliche und unkomplizierte Betreuungs- und Hilfsangebote ohne Rechtfertigungsdruck.
  • Verwaltungen brauchen mehr Bewusstsein für die Sorgen von Care-Gebenden und Care-Empfangenden. Ein regelmäßiger Austausch zwischen Behörden und Betroffenen könnte hier ein erster wichtiger Schritt sein.
  • Sichtbarmachung und Wertschätzung von Care-Arbeit – im Stadtrat wie in der Verwaltung. Orte der Sorgearbeit müssen zu Orten des Wohlfühlens und der Solidarität werden. Regelmäßige Schulungen zu Equal Care für städtische Beschäftigte könnten ein guter Anfang sein.
  • Schnellere und bessere Anerkennung von Qualifikationen migrantischer Arbeitskräfte. In den Niederlanden zeigt das Konzept „Erfahrungsexpertinnen“ außerdem, dass Wissen und Kompetenz auch abseits von akademischen Titeln im Lebenslauf anerkannt wird.
  • Schlussendlich sollte sich die Versorgung an den tatsächlichen Bedürfnissen orientieren – nicht an wirtschaftlichen Interessen. Es geht darum, Mangelverwaltung zu überwinden und soziale Unterstützung so zu gestalten, dass sie wirklich hilft und ankommt – und das auf Augenhöhe.

Gemeinsam kommen wir weiter

Fotos: @Yavor Lalev

„Dieser Tag war so wertvoll, weil er Care-Gebende und -Empfangende zusammengebracht, verschiedene Perspektiven sichtbar gemacht und die Solidarität untereinander gestärkt hat. Niemand muss den Weg allein gehen – gemeinsam kommen wir weiter“, fasst Susanne Veit, Geschäftsführerin des Landesverbandes der Mütter- und Familienzentren in Bayern, eine der Mitveranstalterinnen, den Equal Care Day zusammen.

Felicia Rief, Münchner Initiative Nachhaltigkeit und Mitveranstalterin des Equal Care Day, ergänzt: „Sorgearbeit wird selbstverständlich geleistet, ist aber oft unsichtbar. Veranstaltungen wie der Equal Care Day sorgen für mehr Bewusstsein und Solidarität. Daher finde ich die Idee einer Care-Schuldenuhr von unserer Schirmpatin Gisela Schneeberger sehr inspirierend: eine öffentliche Anzeige, die verdeutlicht, wie viele Milliarden pro Jahr wir vor allem Frauen schulden, die jeden Tag überlebenswichtige Arbeit leisten. Der Dank dafür darf nicht weiter Altersarmut sein.“

Michael Mahler, die Projektleiterin von Equal Care MUC, freut sich über das wachsende Bündnis. Sie ist davon überzeugt, dass die Themen rund um Care Arbeit auch abseits des Equal Care Day in Münchens Öffentlichkeit getragen werden müssen. “Ich freue mich vor allem darüber, dass unsere Veranstaltungen und Angebote in der ganzen Stadt so gut angenommen werden und das Bündnis in so kurzer Zeit so groß und kraftvoll geworden ist. Wir freuen uns auch jederzeit über weitere Organisationen aus München, die Teil des Bündnis Equal Care MUC werden möchten.“

Hier Link zur Email für Interessierte an Mitarbeit und Beitritt ins Bündnis: michaela.mahler@equalcaremuc.de

Für Equal Kerle und solche, die es werden wollen gibt es hier mehr Infos zum nächsten Stammtisch und dem Equal Kerl Test: https://fairstaerkung.org/equal-kerl-test/

Vielen Dank an alle, die diesen Tag möglich gemacht haben!

EqualCareDay, München

Newsletter abonnieren


Unser Newsletter informiert über die kommenden Veranstaltungen und unsere aktuellen Tätigkeiten.

Bündnispartner werden


MIN bündelt Initiativen und Organisationen der Zivilgesellschaft, der Wirtschaft und der Wissenschaft.

In Manufaktur mitarbeiten


Arbeiten Sie in einer Manufaktur gemeinsam mit Anderen an der nachhaltigen Entwicklung Münchens.

Spenden


Zur Förderung der Arbeit von MIN können Sie uns auch mit einer Spende unterstützen.