BNE-Vision oder BNE-Frustration? Eine Stellungnahme

Im November 2018 hat der Münchner Stadtrat das Referat für Bildung und Sport (RBS) und das Referat für Klima- und Umweltschutz (RKU) beauftragt, eine BNE-Konzeption für München zu erarbeiten. BNE – das steht für Bildung für nachhaltige Entwicklung.

Das Ergebnis dieser Konzeption ist die im Sommer 2022 veröffentlichte BNE VISION 2030: ein umfassendes Handlungsprogramm für die strukturelle Verankerung der Bildung für nachhaltige Entwicklung in allen Bildungsbereichen Münchens. An der Erarbeitung dieses Handlungsprogramms waren neben weiteren städtischen Referaten auch zahlreiche Münchner BNE-Akteur*innen maßgeblich beteiligt – darunter die Münchner Initiative Nachhaltigkeit und viele ihrer Bündnispartner*innen.

Entsprechend irritiert waren und sind wir, dass im Eckdatenbeschluss des Stadtrats Ende Juli 2022 zunächst keine Mittel für die Umsetzung der BNE VISION 2030 berücksichtigt wurden. Zwar wurde inzwischen ein Stadtratsantrag„BNE VISION 2030 möglich machen“ – zur Bereitstellung eines Teils der benötigten Mittel gestellt, diese werden jedoch nicht ausreichen, um die BNE VISION 2030 umfänglich zu realisieren.

Unsere Enttäuschung über die Entscheidung des Stadtrats haben wir gemeinsam mit vielen Bündnispartner*innen in einer Stellungnahme  dargelegt und an den Stadtrat gesendet.

 

Stellungnahme zum Stadtratsbeschluss vom 27.07.2022 zur BNE VISION 2030

Wir sind irritiert und enttäuscht, dass in dem am 27.07.2022 vom Stadtrat beschlossenen Eckdatenbeschluss zum Haushaltsplan 2023 keinerlei finanzielle Mittel für die Umsetzung der BNE VISION 2030 vorgesehen sind.

Wir begrüßen den in der Zwischenzeit von den Fraktionen Die Grünen – Rosa Liste und SPD / Volt gestellten Antrag „BNE VISION 2030 möglich machen“ und halten die Bereitstellung von Geldern für das Referat für Bildung und Sport für einen wichtigen ersten Schritt. Da dies jedoch zur umfänglichen Realisierung der BNE VISION 2030 nicht ausreichen wird, fordern wird, dass es hierbei nicht bleibt.

Wie auch städtische Vertreter*innen immer wieder betonen, stellt die Umsetzung der BNE VISION 2030 die Voraussetzung zur Erreichung vieler Ziele und Vorhaben der Landeshauptstadt München dar, wie etwa die Klimaneutralität bis 2035 oder die Implementierung eines Zero Waste Konzepts. Mit der BNE VISION 2030 könnte München mit ausreichend finanzieller Unterstützung BNE strukturell in der Münchner Bildungslandschaft verankern und in allen Bildungsbereichen etablieren – und das in Zeiten, in denen Kinder, Jugendliche und Heranwachsende mit ihrem vielfältigen Engagement ihre Zukunftsängste mit Blick auf den menschengemachten Klimawandel verarbeiten.

Um nur einige Beispiele zu nennen:

Es gäbe an allen Städtischen Schulen mehr Nachhaltigkeitsprojekte durch Anrechnungsstunden für Lehrkräfte, die das Thema an ihrer Schule voranbringen. Durch finanzielle Unterstützung sowie durch Fortbildungen und Handreichungen könnten auch non-formale Bildungseinrichtungen wie Jugendzentren mehr Partizipation und Nachhaltigkeitslernen bei Jugendlichen ermöglichen. Im Bereich der Erwachsenenbildung würden Akteure wie Stadtteilbibliotheken, Nachbarschaftstreffs, Stadtteilkulturzentren, die MVHS und etablierte Nachhaltigkeitsinitiativen von Fortbildungen, Handreichungen und einem Netzwerk profitieren, um in ihrer Arbeit die Münchner*innen für mehr Nachhaltigkeit und Engagement im Alltag zu begeistern. Das ausgewogene Konzept enthält von der Einrichtung einer BNE-Fachstelle in der Verwaltung über die Schaffung neuer BNE-Lernorte (wie z.B. einem Weltacker) bis hin zur Unterstützung von Bildungseinrichtungen und etablierten BNE-Akteur*innen die wichtigsten Elemente, die es für eine flächendeckende Verankerung von BNE dringend braucht.

München könnte mit der Umsetzung der BNE VISION 2030 nicht nur zum bayern- und deutschlandweiten Vorreiter in Sachen BNE werden. Die Landeshauptstadt würde auch der Erreichung vieler Nachhaltigkeitsziele näherkommen – und das mit einem vergleichbar geringen Budget.

Folglich ist der Verzicht auf die finanzielle Ausstattung dieses umfassenden und fundierten BNE-Handlungsprogramms trotz der aktuellen Haushaltssituation nicht zu rechtfertigen. Darüber hinaus entwertet diese Entscheidung den intensiven Erarbeitungsprozess der letzten Jahre, der in hohem Maße von der Zivilgesellschaft und deren finanziellen und personellen Ressourcen mitgetragen wurde.

Als zivilgesellschaftliches Bündnis befürworten wir partizipativ gestaltete Prozesse wie die Erarbeitung der BNE VISION 2030. Sollten jedoch nach einem solchen Prozess, der nicht mit finanziellen Ressourcen ausgestattet war, die wichtigsten Maßnahmen nicht ansatzweise umgesetzt werden, dann zeigt das nicht nur fehlende Wertschätzung für die geleistete Arbeit, sondern schädigt auch das Vertrauen in die zukünftige Zusammenarbeit zwischen Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft maßgeblich.

Aus den genannten Gründen fordern wir den Stadtrat auf, diese Entscheidung zu korrigieren und der erarbeiteten BNE VISION 2030 noch in diesem Jahr eine höhere Priorität und somit Wertschätzung zukommen zu lassen.

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