GLOSSAR Arbeitsmigration & Klimakrise
Das Glossar ist ein umfassender Leitfaden, der wichtige Begriffe und Konzepte in Zusammenhang mit Themen der Veranstaltung erklärt. Das Glossar bietet eine leicht verständliche Sammlung von Begriffen und erläutert deren Bedeutung im Kontext der sozialen, ökologischen und politischen Dimensionen von (Arbeits-)migration und Klimakrise.
Das Glossar zielt darauf ab, das Bewusstsein für die Komplexität der Klimagerechtigkeit zu schärfen und eine gemeinsame Wissensgrundlage für Diskussionen und Handlungen zu schaffen. Es ist eine wertvolle Ressource für alle, die an einer gerechteren und nachhaltigeren Zukunft interessiert sind.
Das Glossar umfasst eine breite Palette von Begriffen von A bis Z:
Als „Brain Drain“ wird die Abwanderung von hochqualifizierten Fachkräften und wissenschaftlichem Potential bezeichnet. Diese Abwanderung betrifft nicht nur einzelne Länder, sondern auch den gesamten Europäischen Forschungsraum. Jährlich verlassen mehr Fachkräfte die EU als neue hinzukommen, was die Wettbewerbsfähigkeit der Union schwächt. Die Abwanderung talentierter Nachwuchskräfte aus weniger wohlhabenden oder strukturschwachen Regionen in wirtschaftlich attraktivere Gebiete führt zu einer ungleichen Verteilung von Wissen und Forschungskapazitäten. Dies stellt nicht nur eine Bedrohung für die Entwicklung und Innovationskraft einzelner Länder dar, sondern auch für die EU insgesamt, da wichtige Forschungsressourcen in bestimmte Regionen oder auch außerhalb Europas abwandern.
Ein ausgewogenes System zur Förderung von „Brain Circulation“ und „Brain Gain“ ist entscheidend, um regionale Ungleichheiten abzubauen. Politische und institutionelle Maßnahmen, wie die Verbesserung von Arbeitsbedingungen und die Unterstützung von interdisziplinärer Zusammenarbeit, können helfen, die Attraktivität des Forschungsstandorts Europa insgesamt zu erhöhen.
Quelle: https://www.helmholtz.de/newsroom/artikel/brain-drain-gefahr-fuer-den-europaeischen-forschungsraum/
CO2-Neutralität bedeutet, ein Gleichgeweicht zwischen dem Ausstoß von Kohlendioxid und der Bindung von Kohlenstoff aus der Atmosphäre in sogenannten Kohlenstoffsenken herzustellen. Kohlenstoffsenken sind Systeme, die mehr Kohlenstoff aufnehmen, als sie abgeben. In der Natur sind dies vor allem Böden, Wälder und Ozeane. Werden sie geschädigt oder zerstört, etwa durch landwirtschaftliche Nutzung oder Abholzung, wird der gespeicherte Kohlenstoff wieder freigesetzt.
Quelle: https://www.bmz.de/de/service/lexikon/klimaneutralitaet-125078
Quelle: https://www.bmz.de/de/service/lexikon/klimaneutralitaet-125078
Die Verbindungen zwischen allen Ländern du allen Menschen der Erde werden mehr und enger. Das betrifft alle Lebensbereiche wie Wirtschaft, Politik und Kultur. Globalisierung verändert weltweit, wie Menschen leben, arbeiten und konsumieren. Mehr Produkte und Technik sind für mehr Menschen verfügbar.
Quelle: Wörter des Globalen Lernens
Die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich spaltet die Städte Europas zunehmend. Einwohner der Mittelschicht ziehen aus einkommensschwachen Gegenden weg, während Menschen mit geringem Einkommen gezwungen sind, in günstigeren, aber oft schlechter ausgestatteten Wohngebieten zu leben. Durch Prozesse wie Gentrifizierung werden zudem ärmere Bevölkerungsgruppen aus attraktiven städtischen Vierteln verdrängt. Das Ergebnis ist eine zunehmende räumliche Trennung der sozialen Schichten, die die soziale Stabilität in urbanen Regionen gefährdet. Diese Segregation führt zu einer ungleichen Verteilung von Ressourcen, Bildungs- und Aufstiegschancen und verstärkt bestehende soziale Ungleichheiten.
Beispielsweise in Paris gibt es deutliche Unterschiede zwischen wohlhabenden Vierteln wie dem 7. Arrondissement, wo viele gutverdienende Menschen leben, und Vororten wie Saint-Denis, die hauptsächlich von einkommensschwachen Familien bewohnt werden. Während die wohlhabenderen Bezirke von hochwertigen Schulen, einer guten Infrastruktur und einem hohen Lebensstandard profitieren, sind die ärmeren Vororte oft von schlechterer öffentlicher Versorgung, höherer Arbeitslosigkeit und einer geringeren Lebensqualität geprägt. Diese Trennung hat weitreichende Auswirkungen auf die Chancengleichheit und verstärkt die soziale Ungleichheit in der Stadt.
Der Begriff „othering“ stammt von dem englischen Begriff „other“ oder „otherness“, was so viel wie „anders“ oder „andersartig“ bedeutet. Im Deutschen wird manchmal der Begriff „Fremd-Machung“ gebraucht. „Othering“ beschreibt also den Prozess, durch den eine Person oder Gruppe als „anders“ oder „fremd“ kategorisiert wird, um sich selbst oder eine andere Gruppe als die „Norm“ oder „überlegen“ darzustellen.
„Othering“ hat weitreichende Auswirkungen, da es häufig auf einem Machtgefälle basiert und zur Diskriminierung führt. Die als „anders“ bezeichnete Gruppe wird oft negativ stereotypisiert, während die dominante Gruppe sich als überlegen sieht. Dies verstärkt soziale Ungleichheiten und kann zu Identitätskrisen bei den Betroffenen führen.
Wer ist von „othering“ betroffen?
„Othering“ betrifft Menschen, die aufgrund ihrer Unterschiede von der Mehrheitsgesellschaft oder dominanten Gruppen als „anders“ und damit als weniger wert angesehen werden. Dies kann ethnische und rassische Unterschiede, religiöse Zugehörigkeit, sexuelle Orientierung, geschlechtliche Identität, Behinderung oder sozioökonomischen Status umfassen. Personen, die diesen Differenzierungsmerkmalen entsprechen, erfahren häufig Diskriminierung und soziale Ausgrenzung, da ihre Identität oder Lebensweise als abweichend von der vermeintlichen Norm betrachtet wird.
Was ist ein Beispiel für „othering“?
Ein klassisches Beispiel für „othering“ ist das Erfragen der Herkunft einer Person, die beispielsweise in Deutschland lebt, aber nicht die stereotypen Merkmale einer „deutschen“ Person verkörpert. Hierbei ist es nicht relevant, ob die befragte Person in Deutschland oder außerhalb Deutschlands geboren wurde. Die Frage „Woher kommst du?“ oder „Woher kommst du wirklich?“ bei erneutem Nachfragen vermittelt bei der Befragten Person das Gefühl „anders“ zu sein, obwohl sie sich „deutsch fühlt“.
Dieses Phänomen kann bei den Betroffenen zu einem Identitätskonflikt führen, da sie keiner der beiden Kulturen richtig angehören und ihnen ihre Identität abgesprochen wird.
Was kann ich gegen Othering tun?
Naika Foroutan, eine Migrationsforscherin der Humboldt Universität Berlin, empfiehlt das eigene Verhalten und Denkmuster zu hinterfragen und zu reflektieren, um „othering“ bei einem selbst zu minimieren. Was geht dir durch den Kopf, wenn du beispielweise eine Person mit Kopftuch siehst? Wenn dir selbst auffällt, wie du Menschen als „anders“ kategorisierst und negative Eigenschaften damit verbindest, kannst du aktiv daran arbeiten, dich von diesen Zuschreibungen zu lösen.
Es ist auch hilfreich, wenn man gesellschaftliche Machtverhältnisse und soziale Ungleichheit kritisch reflektiert. Dabei ist es wichtig, die eigene Position darin zu erkennen.
Quellen: https://profession-politischebildung.de/grundlagen/grundbegriffe/othering/
Bei der politischen Teilhabe geht es darum, die Politik mitzubestimmen. Dazu müssen Menschen sich austauschen und sich gegenseitig erklären, wie sie miteinander leben möchten. Politische Teilhabe findet oft in Gruppen von Menschen statt, die ein gemeinsames Ziel habe. So können Menschen Politik besser beeinflussen, als wenn sie alleine sind.
Sexismus bezeichnet die Diskriminierung aufgrund des Geschlechts, insbesondere gegenüber Frauen, während Rassismus die Abwertung und Benachteiligung von Menschen aufgrund ihrer ethnischen oder kulturellen Herkunft bedeutet. In der Migrationsgesellschaft, also einer Gesellschaft mit vielfältigen ethnischen Gruppen, greifen diese beiden Diskriminierungsformen oft ineinander.
In der Migrationsgesellschaft zeigt sich Sexismus häufig in Form von sexualisierter Gewalt gegen Frauen, die als Instrument zur Machtausübung dient. Ein bekanntes Beispiel ist die Kölner Silvesternacht 2015, in der es zu Übergriffen auf Frauen kam. Diese Vorfälle wurden von rechtspopulistischen Gruppen genutzt, um einen „kulturellen Sexismus“ zu konstruieren, der insbesondere Menschen mit Migrationshintergrund als Träger sexistischer Traditionen darstellt. Gleichzeitig wird Rassismus angewendet, indem die Täter und ihre vermeintlichen kulturellen Eigenarten als Bedrohung dargestellt werden, während der strukturelle Sexismus innerhalb der Mehrheitsgesellschaft ignoriert wird. Diese Kombination von sexistischen und rassistischen Diskursen dient oft der Stärkung nationalistischer Ideologien und der Abwertung von Menschen anderer Herkunft. Ein Beispiel ist die Behauptung, dass „weiße Frauen“ von „fremden Männern“ geschützt werden müssten, wodurch Stereotype über Zivilisation und Unzivilisation aufrechterhalten werden.
Was bedeutet der Begriff?
Traditionell wurde Rassismus oft als individuelle Feindseligkeit oder Vorurteil gegenüber Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe verstanden. Struktureller Rassismus geht jedoch tiefer, indem er aufzeigt, dass Ungleichheiten auch ohne absichtliches diskriminierendes Verhalten entstehen können, durch historische, wirtschaftliche und soziale Systeme, die bestimmte Gruppen benachteiligen. Es geht weniger um bewusste Akte des Rassismus und mehr um die ungleichen Machtverhältnisse, die in den Strukturen einer Gesellschaft eingebettet sind.
Welche Auswirkungen hat struktureller Rassismus?
Die Ungleichheiten sind tief in gesellschaftlichen Strukturen verankert und ziehen sich in die verschiedensten Bereiche. Struktureller Rassismus zeigt sich in vielen gesellschaftlichen Bereichen, insbesondere in Bildung, Arbeitsmarkt und Gesundheitswesen.
Beispiele für strukturellen Rassismus:
Es fängt schon im Kindergarten an, wo Spiele wie „wer hat Angst vom schwarzen Mann“ gespielt werden. Oftmals bekommen Kinder, die erst im Kindergarten Deutsch lernen keine Empfehlung für das Gymnasium, obwohl die Leistungen hierfür erbracht wurden. Auf dem Arbeitsmarkt sind sie häufig benachteiligt, sei es durch diskriminierende Einstellungspraktiken, Lohnungleichheit oder eingeschränkte Aufstiegsmöglichkeiten. Auch im Gesundheitswesen spiegelt sich struktureller Rassismus wider, wo ethnische Minderheiten oft schlechteren Zugang zu medizinischer Versorgung haben und dadurch schlechtere Gesundheitsresultate erzielen.
Wie der Begriff uns schon sagt, ist struktureller Rassismus in unsere Struktur geprägt und auf eine sehr weit in der Geschichte zurückreichende Ausbeutung Afrikas und deren Bewohner*innen zurückzuführen. Umso wichtiger wird es in unserer Zeit sich dessen bewusst zu sein, Dinge zu reflektieren und sensibler gegenüber anderen Menschen zu werden.
Quelle: https://www.vielfalt-mediathek.de/kurz-erklaert-struktureller-rassismus
Überausbeutung beschreibt eine Situation, in der Arbeitskräfte systematisch unter extrem schlechten Bedingungen arbeiten und dabei stark unterbezahlt werden, sodass ihre Lebensgrundlage gefährdet wird. Sie geht über die normale Ausbeutung hinaus, da die Ausbeutungsrate so hoch ist, dass sie die langfristige Reproduktion der Arbeitskraft gefährdet.
Der Begriff der Überausbeutung wird oft im Zusammenhang mit marxistischer Theorie und kapitalistischer Produktion verwendet. Dabei wird besonders die Ausbeutung von Arbeitskräften in Entwicklungsländern oder in prekären Arbeitsverhältnissen betont, wo Löhne unterhalb des Existenzminimums gezahlt werden. Die Überausbeutung kann zur sozialen und wirtschaftlichen Verelendung führen und resultiert in einer Verschlechterung der Arbeits- und Lebensbedingungen der betroffenen Menschen.
Quelle: https://movements-journal.org/issues/11.ukraine/16.biesel—akkumulation-uberausbeutung-migration.pdf
Zirkuläre Migration bezeichnet wiederholte Wanderungen zwischen zwei oder mehreren Ländern, typischerweise zwischen einem Herkunfts- und einem Zielland. Es gibt keine einheitliche Definition für die Häufigkeit und Dauer dieser Migration. Der Begriff umfasst sowohl die Typologisierung solcher Bewegungen als auch spezielle politische Programme, die es Migrant*innen ermöglichen, regelmäßig in ihre Herkunftsländer zurückzukehren, um dort mit im Zielland erworbenem Wissen zur Entwicklung beizutragen, ohne ihren Aufenthaltsstatus im Zielland zu verlieren.
Vor allem Arbeitsmigrant*innen nutzen dieses Modell. In Deutschland beispielsweise zeigen Daten des Ausländerzentralregisters (AZR), dass 10,7 Prozent der Drittstaatsangehörigen mindestens einmal ausgewandert und wieder zurückgekehrt sind, wobei Arbeitsmigrant*innen diesen Trend stärker zeigen als andere Gruppen. Saisonarbeitskräfte sind die häufigsten temporären Migranten.
Quelle: https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/glossar-migration-integration/270645/zirkulaere-migration/
https://www.BAMF.de/SharedDocs/Anlagen/DE/EMN/Studien/wp35-emn-zirkulaere-migration.html?nn=283568