Juni 2022
Veranstaltungs-Details
Titel: „Nachhaltigkeit _ Sozial-ökologische Transformation“: Entdeckung der Nachhaltigkeit: uralt und hochaktuell! Referent: Ulrich Grober, Studium Germanistik und Anglistik; Publizist und Journalist; Schwerpunkte: Kulturgeschichte, Zukunftsvisionen, Naturerfahrung, Ökotourismus, Nachhaltigkeit; diverse Auszeichnungen Ort: Münchner Zukunftssalon
Veranstaltungs-Details
Titel: „Nachhaltigkeit _ Sozial-ökologische Transformation“: Entdeckung der Nachhaltigkeit: uralt und hochaktuell!
Referent: Ulrich Grober, Studium Germanistik und Anglistik; Publizist und Journalist; Schwerpunkte: Kulturgeschichte, Zukunftsvisionen, Naturerfahrung, Ökotourismus, Nachhaltigkeit; diverse Auszeichnungen
Ort: Münchner Zukunftssalon und parallel Zoom-Online
Inhalt: „Nachhaltigkeit“, das ist doch das mit den nachwachsenden Bäumen? Sollte dieser Begriff jetzt nicht endlich in den Papierkorb?! Viel zu sperrig, völlig entkernt, versteht eh niemand! Nur greenwashing!
In der Tat stammt der Grundsatznachhaltigen Bewirtschaftens von Wald vom „königlich-polnischen und kurfürstlich-sächsischen Kammer – und Bergrat“ Hans Carl von Carlowitz aus seinem Werk „Sylvicultura oeconomica, oder haußwirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung zur wilden Baum-Zucht“, 1713, in Zeiten der damaligen Energiekrise: Das Prinzip der dauerhaften Bedürfnisbefriedigung durch die Bewahrung der natürlichen Regenerationsfähigkeit der beteiligten Systeme.
Doch, auch wenn es den Begriff noch nicht gegeben haben mag, die Suche nach Nachhaltigkeit ist uralt, der Sinngehalt viel breiter: „Die Erde bebauen und bewahren“ (Genesis, 1. Jahrtausend v. Chr.); „Summum Bonum“ (L. Seneca, gest. im Jahr 65); „Sichuans Berge kahl, der Erpang – Palst erstand“ (Pu Mu, 9.Jh, China: Pracht und Macht zulasten Natur); „Tucte le tue creature“ (das „Netz des Lebens“ im „Sonnengesang“ von F.v. Assisi, gest. 1182); „Sumak kawsay“ („ein gutes Leben für alle“ auf Quechua der Inka); „Suum esse conservare“ (B. de Spinoza, 1677); „Streben nach Glückseligkeit“ (G.W. Leibnitz, gest. 1716); „Haushaltung der Natur“ (J.W.v. Goethe, um 1783); „Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier“ (M. Gandhi, gest. 1948); „Sharing all the world!“ (John Lennon, 1971).
Dann jähes Aufrütteln: Der Club of Rome veröffentlicht 1972 „Grenzen des Wachstums“. Beschleunigte Industrialisierung, rasches Bevölkerungswachstum, verbreitete Unterernährung, Erschöpfung nicht
erneuerbarer Ressourcen, unehmende Verschmutzung der Umwelt – so die diagnostizierten Megatrends. Gesucht werde ein Weltsystem, das ohne plötzlichen unkontrollierbaren Kollaps nachhaltig ist und fähig, die materiellen Grundansprüche aller Menschen zu befriedigen. „Sustainable“ als Gegensatz zu „collapse“.
Im Juni 1972 der erste UN-Umweltgipfel „Only one earth“: 1200 Delegierte aus 113 Mitgliedsstaaten, tausende jugendliche „Graswurzel“ -Bewegte (die Vorgänger der heutigen Klima-Bewegung): „Think globally, act locally“. Die „Brundtland-Kommission“ der UN (benannt nach der norwegischen Ministerpräsidentin) macht den Begriff „sustainable development“ zum Leitbild des 21. Jahrhundert. 2000: Die Vereinten Nationen beschließen acht „Milleniumsziele“, die bis 2015 den „Entwicklungsländern“ zugute kommen sollen. 2015 beschließen die Vereinten Nationen die für alle Staaten geltenden 17 „Ziele für nachhaltige Entwicklung“ (Sustainable Development Goals, SDGs), die weltweit der Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene dienen sollen. Auf deutsch: „Transformation unserer Welt: Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“.
Doch, nach 50 Jahren, beunruhigende Befunde: Global entfernen wir uns immer weiter weg von den Zielen der Nachhaltigkeit. Der Erdüberlastungstag („earth overshoot day“) ist vom 12. Dezember (1972) unaufhörlich auf den 29. Juli (2021) vorgerückt – wenn wir so weiter machen, benötigten wir drei Globen. Die CO2- Konzentration in der Atmosphäre („parts per million“) ist von 327ppm (1972) auf 420ppm (2021) gestigen – Trend nach oben, Klimakrise verstärkend. Die Weltbevölkerung hat sich seit 1972 verdoppelt. Die „global boundaries“ (2009) sind an vielen Stellen längst im roten Überschreitungs-Bereich, zentrale „tipping points“ sind erreicht und drohen – sich gegenseitig verstärkend – „morgen“ zu kollabieren.
Und just heute, 02. Juni 2022: Die Vereinte Nationen laden zu „Stockholm+50“: „Es ist Zeit für mutige Entscheidungen. Es ist Zeit für dringliche Aktionen. Es ist Zeit für eine bessere Zukunft auf einem gesunden Planeten. Die Sicherung eines gesunden und wohlhabenden Planeten für alle bedeutet, sich auf eine gemeinsame Reise zu begeben, wo unser Fußabdruck von heute nicht das Wohlergehen von heutigen und zukünftigen Generationen beeinträchtigt“. Nach einer Vielzahl erneuter Konsultationen mit Regierungen, Kommunen, gesellschaftlichen Stakeholdern, Nicht-Regierungs-Organisationen über die Ziele nachhaltiger Entwicklung rufen die VN anlässlich des 50. Jahrestages von „Grenzen des Wachstum“ zum „high-level-meeting“ nach Stockholm: Dieses biete eine Gelegenheit für Co-Creation und Multi-Stakeholder-Ansätze zur dringlichen Beschleunigung der Umsetzung aller Schritte für eine nachhaltige Zukunft.
Und nun? Reduziert sich (mein) ökologischer Fußabdruck – steigt die Lebensqualität für jeden Menschen auf dem Globus? Daran kann „Nachhaltigkeit“ gemessen werden. Das muss Ziel sein. Für den blauen Planeten, bei Stockhom+50, und für uns, auch bei mir zuhause.
Weitere Informationen und Anmeldung: Alle Informationen zur Veranstaltung und zur Anmeldung finden Sie auf der Protect-the-Planet Website. Die Teilnahme ist kostenlos. Anmeldung umbedingt erforderlich.
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Uhrzeit
(Donnerstag) 19:00 - 21:00