Wie nachhaltig ist die Wiesn 2024 wirklich?

Initiative Faire Wiesn präsentiert Speisekartenauswertung
München, 25.09.2024. Keine nennenswerten Sprünge in Richtung mehr Nachhaltigkeit beim Wiesn-Essen: So lautet die Bilanz der diesjährigen Speisekartenauswertung der Initiative Faire Wiesn. Der Zuwachs an Bio-Lebensmitteln stagniert, der Anteil an Fleischgerichten aus ökologischer Herstellung geht sogar zurück.
Die Initiative Faire Wiesn – ein Zusammenschluss aus mehr als 30 Organisationen – engagiert sich für mehr Bio-Lebensmittel und mehr pflanzliche Gerichte auf dem Oktoberfest. Mit der jährlichen Speisekartenauswertung legt die Initiative ein Monitoring des Essensangebots auf dem Oktoberfest vor. Die diesjährigen Ergebnisse bleiben hinter den Möglichkeiten zurück.
Die Auswertung der Speisekarten1 von 34 Festzelten zeigt, dass der Anteil an Bio-Produkten mit neun Prozent auf dem Oktoberfest im Vergleich zum Vorjahr gleichgeblieben, während der Anteil an Fleischgerichten aus ökologischer Herstellung um zwei Prozentpunkte gesunken ist. Besonders bedauernswert ist der Rückgang des Angebots an Bio-Hendln. Das mit Abstand umsatzstärkste Gericht finden Wiesn-Gäste 2024 nur noch in fünf Zelten (2023 noch in sieben Zelten).
Es gibt 2024 einen erfreulichen Anteil an bio-veganen Hauptspeisen in sechs Festzelten. Und drei Festzelte bieten vegane Brotzeitbrettl an.
„Erfreulich sind die vereinzelt angebotenen Maßnahmen gegen Lebensmittelverschwendung, die in einzelnen Zelten hoffentlich Wirkung zeigen“ so Natalja Stark, Projektmanagerin Speisekartenauswertung der Initiative Faire Wiesn. Speisen wie „Rette Mich-Pasta“ und Kooperationen mit „United Against Waste“, Foodsharing und Too Good To Go helfen, überschüssige Lebensmittel sinnvoll zu verwerten. Dazu zählt auch die Möglichkeit in bisher einem Zelt, Essensreste kostenlos und müllfrei mit Pfandsystem nach Hause mit zu nehmen.
Projektstart „Mehr Bio auf der Wiesn“
Da es noch ein weiter Weg zu einer nachhaltigen Wiesn ist, begrüßt die Initiative Faire Wiesn den Start des Kooperationsprojekts „Mehr Bio auf der Wiesn“ zwischen der Vereinigung der Wiesn-Wirte, Bioland e.V., Naturland Zeichen GmbH, Landesvereinigung Ökologischer Landbau e.V. und TAGWERK Förderverein.
Das Gemeinschaftsprojekt zielt darauf ab, die Wiesn-Wirte bei der Umstellung auf nachhaltigere Praktiken zu unterstützen und den Bio-Anteil auf dem Oktoberfest zu erhöhen. Mit einer eigens geschaffenen Stelle, besetzt von der Projektleitung Johanna Zierl, holen sich die Kooperationspartner*innen Kompetenz und Fachwissen rund um die Etablierung von langfristigen bio-regionalen Wertschöpfungsketten ins Boot.
„Wir freuen uns über die neu geschaffene Stelle, sehen unsere Arbeit aber noch lange nicht als abgeschlossen. Der Weg zu mehr Nachhaltigkeit muss von Jahr zu Jahr auch auf der Speisekarte sichtbarer werden. Da ist noch viel Luft nach oben, wie die diesjährige Auswertung zeigt“, sagt Dr. Stephanie Hirn, Projektleitung der Initiative Faire Wiesn.
1Zu beachten ist, dass das Angebot eines Zeltes keine Rückschlüsse auf den Umsatz zulässt, dieser aber eine wichtige und interessante Größe wäre, um die Nachfrage und den tatsächlichen Anteil von Bio- und vegetarischen Gerichten im Verhältnis zum Angebot analysieren zu können.
Hintergrund: Die Landeshauptstadt München hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2035 klimaneutral zu werden. Angesichts der enormen Klimawirkung von Münchner Großveranstaltungen, insbesondere des Oktoberfests als größtes Volksfest der Welt, ist eine nachhaltige Umgestaltung dieser Volksfeste dringend erforderlich. Dafür setzt sich das Projekt Faire Wiesn ein. Der Fokus der Initiative Faire Wiesn liegt auf dem Essensangebot, da dieses eine wesentliche Voraussetzung für eine nachhaltige und faire Entwicklung des Oktoberfestes darstellt.
Initiative Faire Wiesn: Die Initiative Faire Wiesn ist eine parteilose Initiative von über 30 Organisationen aus den Bereichen Klimaschutz, Tierschutz und Landwirtschaft. Das Projekt ist im Mai 2022 gestartet. Zur Auftaktveranstaltung ‚Hendlsauerei‘ überreichte die Initiative Faire Wiesn dem Stadtrat Vorschläge mit dem Ziel, Münchner Großveranstaltungen wie das Oktoberfest nachhaltiger und fairer zu gestalten. Im Fokus der Projektpartner*innen steht insbesondere die Ernährung. Unter dem Motto „Genuss und Gaudi zum Wohle aller“ diskutiert das Projekt regelmäßig mit verschiedenen Akteur*innen, um München in den Bereichen Ernährung, Fairness und Nachhaltigkeit weiter voranzubringen