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Verändern temporäre Experimente Städte?

Wissenschaftliche Begleitung des Projektes Westend-Kiez von Sophia Mühlberger

Im Sommer 2022 fand unser Sommerexperiment in der Schießstättstraße – Teil des Projektes WestendKiez – statt. Ziel war es, alternative Mobilitätsangebote und Grünflächen zu schaffen und die Aufenthaltsqualität für Anwohner*innen zu verbessern.

Nach Abschluss des Projektes stellten wir uns die Frage, ob uns diese temporäre Intervention der Verkehrswende in München nähergebracht hat. Diese Frage mussten wir mit „Jein“ beantworten.

Velohub in der Schießstättstraße Platz für die Menschen auf der Straße - Sommerexperiment Schießstättstraße Sommerexperiment Schießstättstraße

„Wir haben erneut erfahren, dass sich die Anwohner*innen mehr Grün und weniger Verkehr wünschen, aber auch gelernt, dass asphaltierte Flächen in heißen Sommermonaten als Aufenthaltsflächen unattraktiv sind. Alternative Mobilitätsangebote werden gut angenommen. Unter den Aspekten Klimaschutz und Klimaanpassung ist es wichtiger, einen Teil der Parkplätze in Standorte für Bäume umzuwandeln“, resümiert Projektleiterin  Sylvia Hladky.

Sophia Mühlberger von der Technische Universität München, Professur für Urban Design Urbanistik – Landschaft und Stadt, hat in ihrer Masterarbeit unser Experiment in der Schießstättstraße wissenschaftlich begleitet.

Die Masterarbeit konzentrierte sich auf zwei Fragen:

Welche Rolle können temporäre Interventionen spielen, wenn es darum geht, Stadträume an die (Klima-)Krisen und ihre Auswirkungen anzupassen?

Und wie können diese wirksam und praktikabel eingesetzt und gestärkt werden?

Um diese beantworten zu können hat sie das Projekt vor Ort begleitet und beobachtet und mit vielen Beteiligten und Bewohner*innen gesprochen. Zusätzlich wurden Interviews und Gespräche sowie Workshops geführt. Am Ende des Sommerexperiments im September 2022 ist sie zu den folgenden Ergebnissen gekommen:

Die zusammenfassenden Erkenntnisse:

  • Der Mehrwert der Umwandlung Straßenraum muss erkennbar sein,
  • Es muss deutlich und erlebbar sein, dass die Umwandlung besser ist als die Parkplätze vorher
  • Die neugewonnene Fläche muss unkompliziert von den Anwohner*innen bespielt werden können
  • Asphaltflächen sind im Sommer sehr unattraktiv
  • Für erfolgreiche Projekte müssten folgende Punkte geändert werden: Die rechtlichen Rahmenbedingungen, z.B. die Straßenverkehrsordnung, bessere und kontinuierlichere Finanzierungsmöglichgkeiten und mehr Personal in der Verwaltung für die Begleitung und spätere Verstetigung der Projekte
  • Die Politik muss den Mut haben, die Projekte trotz vereinzelter Proteste über den geplanten Zeitraum laufen zu lassen, um auch den Gewohnheitseffekt testen zu können.
  • Die Mitarbeiter in der Verwaltung haften für erteilte Genehmigungen und vermeiden deshalb Risiken. Auch die Akteure der Initiativen müssen Verantwortung für Ihre Projekte übernehmen, deshalb wäre es gut, wenn die Haftung anders geregelt werden könnte.
  • Studie Westend-Kiez
    Der (weite) Weg zum Experiment

 

Letztendlich entscheidet die Politik über die Machbarkeit und Nachhaltigkeit von Projekten.

Das Projekt kam allgemein sehr positiv an. Die Veranstaltungen, die dort angeboten wurden, waren gut besucht und der Großteil der Passant*innen befürwortete das Projekt.

Leider wirkte sich die teilweise zurückhaltende Nutzung der freigewordenen Fläche in Zeiträumen, in denen keine Veranstaltung stattfand, negativ auf die Wahrnehmung des Projektes aus. Der Grund, aus dem die Fläche von den Bewohner*innen nicht genutzt wurde, lag vor allem an rechtlichen Grundlagen. Auch die Angst um den Verlust von Parkplätzen wurde geäußert.

Gemeinsames Fazit von Sophia Mühlberger und Sylvia Hlady

Aus der Studie lässt sich ableiten, „dass das Engagement der Initiative wichtige Impulse ausgelöst hat. Sie fordern die Grenzen der Verwaltung heraus, stärken den Diskurs und brechen gewohnte Strukturen. Daher werden temporäre Inter­ventionen als neues, vielversprechendes Format im Städtebau aufgefasst. Die Neuartigkeit bedeutet jedoch auch, dass ein angemessener, praktikabler Rahmen geschaffen werden muss. Besonders das Beispiel in München hat gezeigt, dass der Prozess aufwendig, komplex und zeitintensiv ist. Eine fehlende rechtliche Grundlage in der Straßenverkehrs-Ordnung ver­kompliziert die Umsetzung. Für eine rechtssichere Realisierung müssen deutsche Städte aufwendige Umwege gehen. Bisher regelt der Beschluss „Bürgerschaft­liche Projekte zur Verkehrswende“ zusammen mit übergeordneten Gesetzen die Umsetzung temporärer Projekte von Initiativen oder Bürger*innen in München.

2023_Sophia_Muehlberger_temporäre Interventionen

Wissenschaftliche Arbeiten zum Projekt Westend-Kiez

Wir freuen uns mit Luca Scotellaro über den Hochschulpreis des Referats für Arbeit und Wirtschaft der Landeshauptstadt München für seine Masterarbeit zum Thema Bürgerbeteiligung bei der urbanen Mobilitätswende am Beispiel Westend-Kiez.

Und hier die Dokumentation des Visionsbaumprojekts von der E&V Social Design (UN)CERTAIN FUTURES, SoSe 2022, Hochschule München, Fakultät Design.

Im Jahr 2023 gibt es im Rahmen des Westend-Kiez das Projekt Kazmair-Allee.

StudieWestendkiez

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