Mai 2023
Veranstaltungs-Details
Titel: Klima: Was kann ich tun? Dr. Lambert Schneider und Phillip Dafe: Klima-Kompensation: Ist drin was versprochen ist? Veranstalter: Saubere Energie München e.V. und Protect the Planet in Kooperation mit: Fridays
Veranstaltungs-Details
Titel: Klima: Was kann ich tun? Dr. Lambert Schneider und Phillip Dafe: Klima-Kompensation: Ist drin was versprochen ist?
Veranstalter: Saubere Energie München e.V. und Protect the Planet in Kooperation mit: Fridays for Future München, Bund Naturschutz in Bayern e.V. Kreisgruppe München, forum Nachhaltig Wirtschaften, Greencity – der Verein, Münchner Initiative Nachhaltigkeit, Raus-aus-der-Steinkohle München, Fossil Free München, Scientists4Future München, oekom e.V., Studentische Vertretung der TU München – Referat für Umwelt
Ort: Zoom-Online (Anmelden!) und LIVE auf dem Youtubekanal
Inhalt:
Kürzlich wurden erneut brisante Artikel zur schon lange schwärenden Debatte veröffentlicht, was „Klima-Zertifikate“ zum Ausgleich von Treibhausgas-Emissionen (THG) wirklich wert seien, insbesondere solche, die auf tropischen Wäldern basieren. Beispielsweise beim (us-amerikanischen) Weltmarktführer im CO2-Kompensations-geschäft, V-E-R-R-A, seien >90% der „Regenwald-Zertifikate“ unbrauchbar. Fazit: „Es gibt sehr viele Zertifikate, hinter denen keine wirklich eingesparte Tonne CO2 steht“ (L. Schneider).
Bei netflix stiegen die CO2-Emissionen 2021 um 50% gegenüber Vorjahr auf rd. 1,5 Mio. Tonnen CO2 – und behauptet in ihrem Nachhaltigkeitsbericht dennoch, „klimaneutral“ zu sein; weil Netflix (für billiges Geld) CO2-Zertifikate kauft, 1,5 Mio. „credits“. Wie sieht es denn dann aus, wenn google behauptet „CO2-neutral seit 2007“ zu sein? Wenn der Ölkonzern Shell Transporte mit CO2-Zertifikaten „kompensiert“? Wenn Audi sein erstes „CO2-freies“ E-Auto feiert? Wenn Flugreisen von Mitarbeiter:innen der Stadt München bei atmosfair „kompensiert“ werden – für derzeit ca. 23€ pro t CO2. Das Umweltbundesamt empfiehlt einen Preis von >180 Euro/t CO2; in der Schweiz „kostet“ eine Tonne CO2 etwa 90 Euro, in Schweden 110 Euro.
Eigentlich soll Treibhausgas-Kompensation zur Finanzierung von THG-mindernden Investitionen (z.B. Windkraftanlagen im globalen Süden) anregen, immer dann, wenn alle eigenen CO2-Minderungsmaßnahmen nicht ausreichen und ein kleiner (!) Rest unvermeidbarer Emissionen verbleibt. Aus diesem Blickwinkel sind freiwillige Kompensationszahlungen für Privatpersonen oder Firmen eine einfache Möglichkeit, „tonnenweise“ Treibhausgas-Restemissionen auszugleichen. Wenn sie dadurch ursächlich, auf Dauer und tatsächlich zu gleichen Teilen aufgewogen werden. Doch daran bestehen erheb-liche Zweifel. Alle Kompensationsversprechen, alle Zertifikate oder („Gold“-) Standards haben den gleichen Mangel: Sie sind nicht allgemein gültig definiert und werden nicht übergeordnet, z.B. (über-) staatlich überwacht. Auch der Begriff „klimaneutral“ auf Produkten ist nicht gesetzlich geschützt; er signalisiert nur, dass das Unternehmen für dieses Produkt irgendwelche, nicht definierte „Ausgleichs“-zahlungen tätigt. Weshalb ein riesiger „mafiöser“ Kompensations-Markt entstanden ist, wie Kritiker konstatieren: Der Weltmarktpreis liegt aktuell bei 3-5€/t „kompensierter“ CO2-Emission.
Vielfach war CO2-Kompensation (auch) eine „Beruhigungs-Pille für’s schlechte Gewissen“, wenn per Maus- klick der (vermeidbare) Kurzflug München_Mallorca (knapp ½ t CO2) mit 11€ „ausgeglichen“ wird. Doch seit Offenlegung der vielfach faktischen Unwirksamkeit solcherart „Ablaßhandels“ ist Vertrau- en zerstört. Hier wollen wir ansetzen:
Im ersten Vortrag soll dargelegt werden, wie die internationalen Kompensations-Märkte funktionieren, wie deren Produkte „zertifiziert“ werden, wo die Unterschiede zwischen staatlichem CO2-Emissionshandel und freiwilliger Kompensation liegen, ob und welche tatsächlichen Ausgleichswirkung die „Kompensations“-mechanismen etwa bei Wald-Pro- jekten in Amazonas-Gebieten oder bei Alternativenergie-Öfen in Afrika dauerhaft haben, ob es auch THG-Kompensationen gibt, die tatsächlich die eigenen Emissionen wirksam durch neue Minderungs-Projekte ausgleichen.
Im zweiten Vortrag wird ein jüngst in Gang gesetztes Kompensations-Projekt vorgestellt, das lokalen und globalen Klimaschutz kombiniert – die „Aktion Zukunft+“ des Landkreises München: Mit wenigen Euro können Bürger:innen genauso wie Unternehmen „Zukunft+ Zertifikate“ erwerben, um selbstbestimmt und nachprüfbar konkrete Projekte mittels Crowdfunding zu realisieren, mit deren Hilfe Treibhausgase tatsäch-lich kompensiert, also dauerhaft gleichwertig ausgeglichen werden – durch innovative Energietechnologien, clevere Mobilitätsmodelle, fortschrittliche Ansätze in Land- und Forstwirtschaft (wie z.B. Humusaufbau durch Anbau von Kleegras in unmittelbarer Nähe von München).
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Uhrzeit
(Donnerstag) 19:00 - 21:00