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Ich sehe MIN als David, der gegen Goliath kämpft– Gespräch mit unserem neuen Team-Mitglied Felicia

Neu im MIN-Team: Felicia Rief

Wir begrüßen herzlich Felicia Rief, die seit März eine halbe und neu geschaffene MIN-Stelle als Projektleitung Netzwerk und Partner*innen-Koordination übernommen hat.  Auf ihrer To-Do-Liste stehen: Bündnispartner*innen und Nachhaltigkeits-Akteuer*innen zu vernetzen, sich einen Überblick zu verschaffen, was sich in Sachen Nachhaltigkeit gerade tut und neue MIN-Projekte anzuschieben.

Hier ein Gespräch mit Felicia.

Felicia, was treibt dich an?

Ich wohne seit zehn Jahren in München und erlebe wie alle anderen auch, was es heißt, in dieser teuren Stadt zu leben. Besonders betrifft es Menschen mit geringem Einkommen. Das beschränkt sich ja nicht auf die enormen Wohnkosten. Ich konnte diese Entwicklung irgendwann nicht mehr ignorieren und habe mich den Themen bezahlbares Wohnen, Klimaschutz und Klimagerechtigkeit gewidmet. Mein Anliegen ist es, die ökologischen und sozialen Aspekte gemeinsam zu betrachten. Der Klimaschutz wird oft gegen das Soziale ausgespielt z.B. dass eine klimapositive Veränderung in einem Konzern verhindert wird, weil es Beschäftigungsabbau zu vermeiden gilt. Es darf nicht ein entweder oder sein, sondern ein Miteinander.

Was sollte in der Stadt München in Sachen Nachhaltigkeit schnellstmöglich geändert werden?

Mein Herzensthema ist das Wohnen, es ist ein zentraler Bestandteil in der großen gesellschaftlichen Diskussion, besonders in München sind die Menschen von den Mietpreisen gebeutelt. Boden ist ein Spekulationsgut geworden. Alles läuft am Boden zusammen. Dabei ist Wohnen ein Grundrecht, das mittlerweile allerdings zum Luxusgut geworden ist. Das ist eine sehr gefährliche Entwicklung. Aus meiner Sicht sollten staatliche  Freiflächen nicht mehr privatisiert werden. Die Stadt München und das Land Bayern dürften Allgemeinflächen nicht mehr an Wirtschaftsunternehmen verkaufen, wie jüngst wieder mit dem Unternehmen Apple geschehen ist. (Der Freistaat verkaufte einen Baugrund an der Seidlstraße an den Tech-Riesen.)

Wie siehst du MIN?

Ich sehe die MIN als David, der gegen Goliath kämpft. Wenige hauptsächlich ehrenamtlich tätige Menschen kämpfen für eine Wende, damit wir der Klimakrise begegnen. Zerstört wird unsere Umwelt von der Wirtschaft. Mit der Ausbeutung des Planeten wird Vollzeit und hauptamtlich Geld verdient, weil der Planet keine Lobby hat. Die Ausbeutung des Planeten muss dringend in der ganzen Kette mitberücksichtigt und bepreist werden. Die Kräfte sind derzeit ungleich verteilt.

Du lebst am Rande Münchens in einer noch nicht sehr verbreiteten Wohnform …

TinyhouseJa, seit 2019 lebe ich einem Tiny House. Damit habe ich eine Lebensform gefunden, die meiner Selbstbestimmung und meinen Vorstellungen vom ökologischen und bezahlbaren Leben entsprechen. Der Boden unter einem Tiny House ist meist nicht versiegelt, man kann damit in der Stadt Lücken schließen. Das taugt sicher nicht im großen Stil für die Stadt, aber im urbanen Bereich ist es für einige Menschen eine alternative Wohnform. Allerdings sind die rechtlichen Bedingungen beim Aufstellen eines Tiny Houses noch sehr unklar, da bedarf es dringend Gesetzesanpassungen.

Was ist deine Vision für ein München im Jahr 2035?

Ich betrachte es mal optimistisch und verstecke meinen Zynismus. Also, grüne Dächer und Fassaden hüllen das München 2035 in ein angenehmes Mikro-Klima und befreien uns vom Hitzestress. Viele Straßen und Parkplätze wurden entsiegelt, um Raum zu schaffen für Bäume, Blumeninseln und Begegnungsorte. Für die Miete geht nicht mehr die Hälfte des Lohns drauf, weil München durch eine echte Bodenreform für Spekulanten unattraktiv geworden ist. Auch weil Gebäude und Flächen, die länger als ein Jahr leer stehen, automatisch zur Nutzung für Wohnungssuchende, Kunstschaffende und Begrünungsbeauftragte frei werden. Und da München seinen Energiebedarf zu 95 Prozent aus erneuerbaren Quellen in Stadt und Umland gewinnt, ist Strom und Wärme günstig zu haben. Auf der Wiesn stoßen wir im Giesinger Festzelt mit den letzten Skeptikern auf deren Erhellung an: Auch für sie ist es mittlerweile nur schwer vorstellbar, dass wir früher einmal die komplette Stadtplanung nach einem Objekt ausgerichtet haben, dass 23 Stunden am Tag nur nutzlos rumsteht.

Vielen Dank für das Interview und die ermutigende Vision für 2035.

Mehr über das  Tiny PopUp München hier zu entdecken.

Felicia Rief, MIN Team, Tinyhouses

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