Klimaschutz im Gewerbequartier
Die Münchner Initiative Nachhaltigkeit unterstützt und koordiniert ein Hochschulprojekt zur nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung in München
Wenn München bis 2035 klimaneutral werden will, müssen alle mitziehen. Im Rahmen des Projektes Zukunft gestalten machten zwei Studentinnen-Gruppen der Hochschule München den Realitätscheck für ein Gewerbequartier. Die Studentinnen stellten folgende Fragen: Welche Rolle spielt der Klimaschutz in unternehmerischen Entscheidungen, wo sehen die Betriebe Handlungsbedarf, wo bräuchten sie Unterstützung, welche Hürden gilt es zu überwinden? Zudem wollten die Studierenden der Betriebswirtschaft und des Managements sozialer Innovationen herausfinden, wo sich Synergien ergeben könnten mit Blick auf eine circular society – mit diesem Begriff wird das Ziel der Kreislaufwirtschaft ausgeweitet, um Umweltbewusstsein und gesellschaftliches Engagement einzubeziehen.
Im Gewerbequartier Neumarkter Straße in Berg am Laim mischen sich alteingesessene kleinere und größere Handwerks- und Gewerbebetriebe mit Filialen großer Ketten von Discountern und Hotels oder Verlagen. Teilweise wohnen die Eigentümer selbst im Gewerbequartier und sind im Stadtbezirk verankert. Doch der Umbruch ist in vollem Gange – ein Straßenblock des Gewerbequartiers wird gerade komplett neu gebaut. Das Referat für Arbeit und Wirtschaft ist seit Jahren mit einem neuen Projektansatz des Gewerbequartiersmanagements vor Ort, u.a. mit regelmäßigen Business Dinners und Workshops. Also gute Startbedingungen?
Für die Studierenden war bereits die Kontaktaufnahme mit den Betrieben unerwartet schwierig: eine Kaltakquise ergab schließlich, dass viele Unternehmen überhaupt nicht (mehr) erreichbar waren. Unter den Gesprächspartnern hatten nur Wenige Informationen über die Aktivitäten im Quartier oder über Förderprogramme. Bis auf wenige Ausnahmen zeigten die Gesprächspartner kaum Interesse am Thema Klimaschutz – nicht zuletzt, weil viele Betriebe in der aktuellen wirtschaftlichen Krise aufgrund der pandemiebekämpfenden Maßnahmen ums Überleben kämpfen.
Damit die Klimaneutralität 2035 als Ziel verfolgt werden kann, sobald die Wirtschaftskrise überwunden ist, haben die Hochschulgruppen mit Hilfe des Design Thinking Ansatzes zwei Vorschläge entwickelt:
- Eine Online-Plattform für das Quartier zur Vernetzung der Betriebe untereinander, um lokale Anliegen bündeln aber auch leichter untereinander kooperieren zu können. Zusätzlich könnte ein Fördermittel-Match leichter aufzeigen, für welche Vorhaben es Zuschüsse, vergünstigte Kredite bzw. Unterstützung gibt: vom Wissensvermittlung bis zur Umsetzungsbegleitung.
- Als „Kümmerer“ und dauerhaft erreichbaren Ansprechpartner für die Betriebe empfehlen die Studierenden, ein „Büro für Nachhaltigkeit“ zu schaffen. Dieses informiert, berät und begleitet die Betriebe – und hält den Kontakt mit den Unternehmen, um schon im Vorfeld der Entscheidungen beratend unterstützen zu können.
Die Münchner Initiative Nachhaltigkeit hat dieses Projekt in Kooperation mit BenE München e.V. sowie den Referaten für Arbeit und Wirtschaft und des Referates für Stadtentwicklung und Bauordnung begleitet, koordiniert durch Stefanie Börsig. Die Ergebnisse regen an, die Pioniere und Interessenten unter den Unternehmen aktiver zu begleiten und in ihrer Vorreiterrolle zu stärken. Zudem gilt es, Wege (weiter) zu entwickeln, um Unternehmen als wichtige Akteure der Stadtgesellschaft rund um das Ziel Klimaneutralität künftig noch besser erreichen und vor allem gewinnen zu können.
Weitere Informationen zu den Projekten sind in folgendem Showroom zu finden (Gruppe 11 und 12).
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